Der 38. Breitengrad der Welt ist eine messbare Linie und gleichzeitig die Bezeichnung der Zone, welche Nordkorea geografisch von Südkorea trennt. Die Zone markiert ein Sperrgebiet zwischen den beiden Staaten. Seit Jahren herrschen enorme Spannungen zwischen Nord und Süd, wodurch die Menschen in einem dauerhaften Angstzustand leben. Einer Kriegspause, welche jederzeit beendet sein kann. Daher strebt man in einer utopischen Vorstellung nach einem besseren Leben, doch unser Alltag ist eigentlich vielmehr der stetige Wandel zu einer Dystopie.
Der Künstler Kelvin Kyungkun Park (geb. 1978 in Seoul) beschäftigt sich in seiner Videoinstallationskunst mit den alltäglichen Problemen, Phänomenen und Klischees in der koreanischen Gesellschaft. Dies zeigt er vor allem indirekt durch die Emotionen, die sich in Mimik und Gestik der Menschen widerspiegeln. In seinem Werk Army: 600.000 Portraits (2016) geht es um den Militärdienst der koreanischen Soldaten, der in beiden koreanischen Staaten noch immer eine wichtige Rolle spielt. Der Film stellt dar, wie man in einer kollektiven Gesellschaft immer mehr seine Persönlichkeit verliert und dabei dennoch versucht seine Individualität beizubehalten. Ebenso geht es um das Wechselverhältnis von Individuum und Kollektiv. So sagt Park: „Wenn es keine Gruppe gibt, kann das Individuum nicht existieren.“ Dabei geht es ihm jedoch nicht nur um die Perspektive des Mannes, sondern auch um die grundsätzliche soziale Relevanz des Themas innerhalb der Familie und darüber hinaus. Jede Person in Korea hat Verwandte welche dem Militär beigetreten sind. Nach dem Ableisten des Dienstes bleibt das Thema immer präsent. In Korea erlangt ein Mann somit erst Ansehen, nachdem er beim Militär war.
Park beschäftigt sich vor allem mit Film, Video, Fotografie und Installation. Er zeigte seine Videokunst auf zahlreichen internationalen Filmfestivals, darunter auch auf dem Berlin Film Festival und Museum of Modern Art in New York. Er wurde in diesem Jahr für den Korea Artist Price 2017 des National Museum of Modern and Contemporary Art, Korea nominiert.
Auch der Künstler Hyunjin Bek (geb. 1972 in Seoul) behandelt in seinen Werken die Alltagsprobleme des koreanischen Durchschnittsbürgers. Dabei beschränkt er sich jedoch vorrangig auf das Zeichnen und Malen. In seinem Werk Water Lillies People (2010-2011) geht es vor allem um die urbane und gesellschaftliche Wahrnehmung der Umwelt und seiner Mitmenschen. Geprägt durch die koreanische Norm verliert sich der Blick auf den Einzelnen immer mehr, während die Gesichter der Koreaner auf Bek erschöpft wirken. In der Arbeit werden diese Gesichter großformatig dargestellt. Sie besteht aus fünf einzelnen Teilen, die zusammengesetzt ein ganzes Werk bilden. Dies war nach Aussage des Künstlers eigentlich nicht geplant, der Querschnitt und die Kreuzungen innerhalb der Gesellschaft werden dadurch jedoch umso deutlicher. Die vibrierenden Farben und dynamischen Linien verstärken das Gefühl des lebendigen und geschäftigen Treibens einer Großstadt. Der Titel ist eine Anspielung auf Monets Garten, welcher Moderne als eine Disziplin der Kunst einführte. Beks Werk ist daher eine Anlehnung an das Selbstbewusstsein des modernen Menschen. Somit zeigen sich auch in seiner Arbeit die instabilen Verhältnisse der koreanischen Gesellschaft und das Leben in einer unsicheren, unvollkommenen Welt.
Bek ist zudem noch als Sänger, Schauspieler, Dichter, Komponist und Filmregisseur tätig. Zurzeit beschäftigt er sich auch mit Performance Art. Er ist ebenfalls nominiert für den Korea Artist Price 2017 und stellte in zahlreichen Museen und Galerien aus.