Oh so solid. All that air richtet den Blick auf die Veränderungen des Urbanen, die Rolle von Ökonomie und Finanzialisierung, und deren Spuren im Sozialen. Sie sucht nach Hinweisen und Fragmenten in der alltäglichen Wahrnehmung, die sich als unvollständige Teile eines Puzzles zusammensetzen lassen – ein Versuch, Bilder zu finden für immer abstraktere Formen der Wertschöpfung.
„Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht,“ heißt es im Kommunistischen Manifest – auf Englisch: „All that is solid melts into air, all that is holy is profaned.“ In Umkehrung dieses Zitats wird die Frage gestellt, in welchen Formen diese Substanzen heute kristallisieren und manifest werden, die durch die grandiosen Veränderungskräfte der Moderne scheinbar in Luft aufgelöst wurden. So manches befindet sich in der Tat als Nebel in der Luft und zeugt doch auf profunde Weise von den harten Fakten der Gegenwart: Feinstaub, Tränengas, Kohlendioxyd. Und gibt es nicht auch Heiliges, an das wir heute glauben, ist nicht einer der wenigen soliden Glaubenssätze wirtschaftender Gesellschaften der vom nicht endenden Wachstum?
Jeder neue Zyklus „kreativer Zerstörung“, jede Inwertsetzung gemeinschaftlichen Eigentums resultiert in einer neuen räumlichen und materiellen Konstellation, einer sichtbaren Erscheinung, die sich auch aus den Umstrukturierungen und den Verdrängungstendenzen im städtischen Raum herauslesen lässt. Wie sehen sie aus, die neuen Haussmann-Boulevards, die neuen Glaspaläste und die neuen panoptischen Gefängnisse? Wie sehen die neuen Fabriken aus, in denen menschliche Beziehungen in Bitcoins umgerechnet werden? In welchen Szenarien spielt sich Modernisierung in unterschiedlichen geografischen und politischen Räumen ab?
Die Ausstellung zeigt Einblicke in die Versprechen und Abgründe dieser Moderne, sie erforscht Orte der Verwertung und Kommerzialisierung, aber auch Orte des Entkommens, der Poesie und der Abschweifung. Neben dokumentarischen Arbeiten und fotografischen Studien versammelt die Ausstellung auch solche persönlichen, intimen Beobachtungen und Assoziationen, und verweist damit nicht zuletzt auf die Uneindeutigkeit und die Widersprüchlichkeit der Zeichen. Sie erzählt von der Schwierigkeit eines politischen Verständnisses unseres eigenen und des öffentlichen Lebens.