Anita Rée ist eine der faszinierenden und rätselhaften Künstlerinnen der 1920er-Jahre. Sie lebte in vielerlei Hinsicht ein Leben zwischen den Welten: als selbstständige Frau in der Kunstwelt zwischen Tradition und Moderne, als regionale Künstlerin mit internationalem Anspruch, als Hamburgerin mit südamerikanischen Wurzeln und als protestantisch erzogene Jüdin. Auch in den Werken Anita Rées (1885–1933) spiegeln sich die zum Teil radikalen Veränderungen der modernen Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht dabei die noch immer hochaktuelle und existentielle Frage nach der eigenen Identität. In eindringlichen Bildern präsentiert Rée Menschen anderer Herkunft und das Selbst als fremdes Wesen. Ihre intimen Frauenakte berühren noch heute. Porträts von Herren der Gesellschaft, die südliche Landschaft als Sehnsuchtsort, weltliche Figurenbilder mit religiösem Gehalt oder vereinzelte Tiere in kargen Dünen zeigen die große Vielfalt ihrer Motive.
Diese erste umfassende Ausstellung zu der Malerin stellt mit rund 200 teilweise noch unbekannten Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und gestalteten Objekten ein überraschend facettenreiches Werk vor. Es reicht von impressionistischer Freilichtmalerei über kubistisch-mediterrane Landschaftsbilder bis hin zum neusachlichen Porträt.