Matthew Deleget [*1972 in Hammond, Indiana, US] ist ein Multitalent in der reduktiven Kunstszene der USA. Als aktiver Künstler, Kurator, Dozent, Autor und Betreiber des legendären Minus Space in Brooklyn/NY, setzt er seine gesamte Kraft dafür ein, die Wahrnehmung und Relevanz minimal-konzeptueller Positionen in der zeitgenössischen Kunst zu fördern.
In seinem eigenen künstlerischen Werk gelingt es ihm, die umfangreichen Kenntnisse der aktuellen wie der vergangenen Strömungen der Kunstrichtungen dieser Prägung und ihrer Entwicklungen frei von rein ästhetischen oder formalen Anleihen daran einfließen zu lassen. Er arbeitet stets radikal, konzeptuell scharf und bisweilen hart und provokativ. Mit seinen bildnerischen Aussagen fordert er die nicht-abbildende Kunst und ihre Akteure dazu auf, gesellschaftliche und politische Aktualitäten nicht auszublenden sondern subtil und individuell zu reflektieren, um das freiheitliche Weiterdenken bei den Betrachtenden einzufordern und dadurch Impulse zu einer selbsttätigen Analyse der Gegenwart an sich zu fördern. "[...] Meine Arbeit nimmt auf, verdaut und reagiert darauf, was ich täglich um mich herum sehe und höre – urbane Kultur, Grundsätze der Unternehmensführung, Nachrichtenpropaganda, aussichtslose Kriege, religiöser Fundamentalismus, skrupelloser Materialismus und mehr. Mir geht es darum, das Thema der reduktiven Abstraktion von jedem möglichen Blickwinkel aus anzugehen.", schreibt Matthew Deleget 2012 in seinem Beitrag zu FutureShock OneTwo, einer internationalen Gruppenausstellung bei dr. julius | ap.
Im Nachgang dazu stellte Matthew Deleget in "Related Lines" mit Hartmut Böhm in 2015 erstmals umfangreicher in Berlin aus. Für die Duo-Ausstellung in 2017 hat er fünf neue Arbeiten seiner Werkgruppe der broken monochrome paintings ausgeführt und als direkte Kommentare zur aktuellen Situation in den Vereinigten Staaten nach der Machtübernahme durch die Trump-Administration benannt.
Natalie Reusser [*1988 in Bern, CH] erarbeitet auf vielfältige und unkonventionelle Weise eigene Wege zur Überwindung tradierter Auffassungen in der bildenden Kunst, in erster Linie ausgehend von der Malerei. Ihr persönlicher Zugang erfolgte dabei über die Auseinandersetzung mit der Materialität von Leinwand und Farbe, wodurch in der Folge immer stärker die textilen Qualitäten der Trägermaterialien an sich ins Zentrum ihres Interesses rückten. Seither beschäftigt sie sich forschend und erfindungsreich mit allen Arten von Textilien und Geweben, eigenen Methoden in deren Be- und Verarbeitung sowie mit spezifisch darauf angewendeten handwerklichen Techniken. "Es ist Teil meiner Strategie mit einem möglichst unvoreingenommen Blick der Materialität zu begegnen. Die Erkundung dieser Stoffe – das Anschauen, Auseinandernehmen, Ergänzen, Nachahmen, Umwandeln, Kombinieren – legt Eigenschaften und Qualitäten jenseits der ihnen zugedachten Funktionen frei. Ich verstehe meine Arbeitsweise somit als einen permanenten Dialog mit dem Unbekannten" merkt die Künstlerin selbst dazu an.
Es sind so Arbeiten entstanden, die von auf Leinen oder alltäglichen Stoffen aufgebrachten und bearbeiteten Farbschichten bzw. Materialkombinationen bis hin zu Objekten beispielsweise aus Carbon- oder Glasfasern reichen. Dabei experimentiert Natalie Reusser sowohl mit Gesso oder Ton, Ölfarben oder Acryllacken als auch mit unkonventionellen Modifikationen von Werkstoffen. Die Nutzung von Materialien aus der industriellen High-Tech-Entwicklung jenseits ihres ursprünglichen Zwecks, wie etwa Carbon-, Glas- Aramid- oder Dyneemageweben als Bestandteile ihrer Arbeiten, führt dabei zu innovativen Ergebnissen, die sich die Künstlerin aneignet und auf deren Basis sie ihre nächsten Versuche anstellt.