Die Galerie Thaddaeus Ropac zeigt vom 27. August bis 31. Oktober eine Einzelausstellung mit neuen Werken des in Düsseldorf lebenden Fotografen Elger Esser.
Die Ausstellung umfasst zwei Werkzyklen, in denen sich Esser zum einen mit dem Garten des Insektenforschers Jean-Henri Fabre (1823-1915) beschäftigt und sich zum anderen dem Motiv des Sonnenuntergangs widmet. Nachdem Claude Monets Garten in Giverny das Thema der letzten Ausstellung in der Galerie Thaddaeus Ropac in Paris bildete (2011), folgt nun eine weitere Landschaft, auf die ein Weltbild projiziert wird. Leitmotiv der Ausstellung ist hierbei die Iris: Die Iris als Blume, die Iris der Sonne, die Iris der Fotografie.
Essers Werke der Fabre-Serie sind im Garten des bekannten Insektenforschers in Sérignan-du-Comtat im Departement Vaucluse, entstanden. Dort hatte der Forscher und Verfasser der Souvenirs Entomologiques (1879-1907) mit seiner Familie über 30 Jahre bis zu seinem Tod gelebt und sich mit dem Anwesen einen lang gehegten Traum erfüllt. »Das ist es, was ich gesucht habe, hoc erat in votis: ein Stück Land, nein, nicht besonders gross, aber abgeschlossen und geschützt vor neugierigen Blicken; ein Stück Land, verlassen, unfruchtbar, von der Sonne verbrannt, aber günstig für Disteln und Hautflügler. Es ist ein Harmas. So bezeichnet man auf dem Land eine unbestellte, steinige, dem Thymian überlassene Fläche [...].«, schreibt Fabre in den Souvenirs Entomologiques. Der Blick des Betrachters trifft in diesen Werken unmittelbar auf dichten Pflanzenwuchs. Er wird förmlich in die Vegetation und das Dickicht hineingezogen. »Es ist nicht mehr so sehr das Erhabene im Sinne der Romantik, vielmehr offenbart sich das Erhabene nun im Verinnerlichten«, so Elger Esser. Es ist die Projektion einer Vorstellungswelt in die Landschaft, die in den neueren Zyklen immer stärker in den Fokus des Fotografen rückt.
Im Gegensatz dazu kann der Blick des Betrachters bei den Werken aus der Serie der Sonnenuntergänge ungehindert über eine weite Ebene schweifen. Das Gleissende, das Impressionistische ist charakteristisch für diesen Werkzyklus. Hierbei kommt eine neue Technik zur Anwendung, in der Esser erstmals auf versilberte Kupferplatten druckt, die auf einer Konsole ruhend objekthaft an der Wand lehnen.
Elger Esser wurde 1967 in Stuttgart geboren und verbrachte seine Kindheit in Rom. In den 1990er Jahren studierte er in der berühmten Klasse von Bernd und Hilla Becher an der Kunstakademie Düsseldorf. Heute lebt und arbeitet Esser ebendort. Die klassischen Bildgattungen Vedute und Landschaft sind zentrale Themen in Elger Essers Fotografien. Charakteristisch für seine Werke ist eine weitgehend monochromatische Farbgebung, eine Vorliebe für diffuse, gleichmäßige Lichtgestaltung und ein ständiges Spannungsverhältnis von Mikro- und Makrostrukturen. Mit Sensibilität und Präzision der Beobachtung sucht und findet Elger Esser jene Momente an Schauplätzen, in denen sich der Charakter und die Stimmung einer Landschaft offenbaren. Nicht zufällig ergeben sich in Elger Essers Fotografien oft Assoziationen zur (Reise-)Literatur des späten 18. und 19. Jahrhunderts. In seinen neueren Zyklen geht es zunehmend um die Auflösung der Fotografie ins Malerische.
Nachdem das Kunstmuseum Stuttgart (2009), das Museum voor Moderne Kunst Arnhem (2010), das Institut für Moderne Kunst in Nürnberg (2013) und das Florida Museum of Photographic Arts Tampa (2014) Elger Esser umfangreiche Einzelausstellungen widmeten, werden in den kommenden beiden Jahren monographische Ausstellungen in der Kunsthalle Karlsruhe (2016) und der Landesgalerie Linz (2017) folgen. Darüber hinaus wird 2016 im Verlag Schirmer/Mosel ein Buch über den Heliogravuren-Zyklus Combray erscheinen.
Essers Werke sind in zahlreichen institutionellen Sammlungen vertreten. So zum Beispiel im Metropolitan Museum of Art New York, Guggenheim Museum New York, Centre Pompidou Paris, Kunsthaus Zürich, Stedelijk Museum Amsterdam, Albright-Knox Art Gallery Buffalo, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstmuseum Stuttgart.