Die Kunstausstellung zur Weltraumerforschung, die im Jahr 2014 in Dresden unter dem Titel MissionO14 stattfand, war ursprünglich für einen 1000qm grossen, abgedunkelten und unendlich wirkenden Raum konzipiert. In der Galerie Voss wird nun eine Auswahl der Exponate in einem lichtdurchfluteten und deutlich begrenzterem, vergleichsweise wohnlich wirkendem Raum gezeigt. Darüber hinaus sind neue Kunstwerke entstanden, die sich mit der zugrunde liegenden Thematik befassen.
Der Weltraum wird zumeist assoziiert mit inhaltloser Kälte und tiefer Dunkelheit, einem für den Menschen unvorstellbaren Ort. Aber diese unergründliche, unendliche Tiefe strahlt Wärme und Licht aus. Innerhalb des unbegrenzten Empfindungsraumes des menschlichen Geistes ist ein Stern nicht verbunden mit einem schweren Himmelskörper. Vielmehr steht er für den Funken, der unsere persönliche Vorstellungswelt erhellt, welche sich in Kunst und Kultur niederschlägt.
Teilnehmende Künstler
Der ukrainische Künstler Aljoscha erschafft seltsam organische Bilder und Objekte, die ihre Inspiration in seinen tiefgründigen Erkenntnissen der Bio- und Gentechnik finden. Aljoscha ist vom Mikrokosmos organischer Formen fasziniert und überträgt diese auf seine höchst komplexen und filigranen Werke, die allen herkömmlichen Kategorisierungen trotzen (.....). Der ukrainische Künstler nennt seine Arbeiten � Bioismen� , um deren vitale, organische Beschaffenheit zu betonen. Er betrachtet seine Werke als � Lebewesen� und verleiht ihnen so viel Dynamik, Vitalität und Komplexität wie möglich. Laut seiner eigenen utopischen � und vielleicht ein wenig ironischen � Theorie des � Biofuturismus� wird die Zukunft durch eine Art biologische Revolution geprägt. In deren Folge werde man auf organischen Möbeln sitzen, in lebendigen Häusern wohnen und sich mit organischen Raumschiffen fortbewegen.....(Auszug aus einem Text von Gérard Goodrow)
Die Werke des aus Russland stammenden Künstlers Dimitrij Dihovichnij entstehen an der Schnittstelle von alltäglichen Gegenständen. Mit Hilfe des Zusammen- oder eher Gegeneinanderspiels des Objekts und des Materials verfremdet er einerseits seine Objekte. Andererseits entlockt er ihnen auf diese Weise ihre verborgene Bedeutung.
Der Amerikaner David Fried abstrahiert in seinen minimalistischen Bildern und Objekten unsichtbare, komplexe und dynamische Beziehungen. Die darin innewohnenden Qualitäten und flexiblen Eigenschaften von interdependenten, vernetzten Systemen, die sowohl in der Natur als auch in sozialen Systemen gefunden werden, bestimmen seine skulpturalen, fotografischen und interaktiven Arbeiten. David Fried bedient sich symbolisch aufgeladener Motive, die universell als organische oder natürliche Phänomene erkennbar sind. Zudem enthalten sie gleichsam subtile Hinweise des menschlichen Einflusses, insbesondere unseren Drang zur Kontrolle, zur Manipulation und unserem Wunsch zur absichernden Prognose.
Der schweizer Cross-Media-Künstler Max Grüter erklärt um 1995 den Computer als Basisinstrument seiner Kunst. In minuziöser Kleinarbeit erschuf er mittels 3D Programmen einen digitalen Kosmonauten / Astronauten im Raumanzug, mit den Gesichtszügen des Künstlers. Dieses Konterfei steht bildlich für Grüters künstlerischen Aufbruch in die Virtualität. Indem er 2007 dieses komplexe Werk zum freien Download performativ dem Internet preisgibt, bereist Grüter in elektronischer Form, als "erster virtualistischer Raumfahrer" endlos unsere Netzwerke von Festplatte zu Festplatte, wobei Grüter nicht wirklich daran interessiert ist, sich bei diesem quasi Selbstversuch im Cyberspace vollends zu verlieren. U-Booten gleich lässt er darum seine Werke und Interventionen freidimensional in der Realität auftauchen, um diese schlussendlich in unseren Köpfen gestrandet liegen zu lassen.
Simone Hooymans Arbeiten setzen sich mit der Differenzierung von Natur und menschlicher Technik auseinander. Die Darstellung des Astronauten zeigt die Verbindung zwischen drei Welten auf: der technischen, der emotionalen und der natürlichen Welt. Die Niederländerin befasst sich in ihren Arbeiten vornehmlich damit, die Brücke und die Grenzziehung zwischen Wahrnehmung, Erinnerung und Fantasie aufzuzeigen. Ihre Animationen zeigen Traumlandschaften, durch die hindurch sich die Kamera langsam bewegt. In dieser dreidimensionalen Welt ist alles möglich. Hooymans stellt hier die Verbindung zwischen der unberührten Natur und deren Zerstörung her und stellt damit die Frage, ob die unberührte Natur immer ein menschlicher Traum war oder ob der Mensch selbst derjenige ist, der als Produkt dieser Phantasie erscheint.
Zeit ist eine physikalische Grösse, mit deren Veranschaulichung sich Kay Kaul seit 2006 befasst. Dabei geht es ihm nicht darum, die Zeit im Film, also in einer kontinuierlichen Abfolge von Bildern zu veranschaulichen, sondern in einem einzigen Bild. Mit seinen Zeitfarbenbildern gelingt Kaul die Symbiose von Fotografie und Kinematographie. Seit 2013 arbeitet er mit Sattelitenbildern, aus dem Weltraum aufgenommene Großwetterlagen und kombiniert diese zu abstrakten Kompositionen, nicht zuletzt als Hommage an die Erfinder der Fotografie, die Maler.
Die Arbeiten der japanischen Künstlerin Mihoko Ogaki beschäftigen sich mit existenziellen Themen wie Geburt und Tod und erörtern damit philosophische Inhalte menschlichen Lebens. Ausgehend von wissenschaftlichen und evolutionstheoretischen Kenntnissen nähert sich Ogaki metaphysischen, anthologischen und kosmologischen Grundfragen.
Melanie Richter führt an ungesehene und befremdliche, zeit- und raumlose Bildorte. Es sind Orte ohne Natur, ohne erkennbares Oben oder Unten. Die Bildlandschaft besteht einzig aus den seltsam gleißenden Erscheinungen der Farbe. Wie am Rande jenes unerreichbaren und nur �Zone� genannten Gebiets befindet man sich vor Richters Bildern. Jedes ist eine restricted area, ein Sperrgebiet, innerhalb dessen sich ein weit aufgezogener Bildraum auftut. Jäh ist eine Gestalt in die wogenden Farbmassen geworfen. Die Figuren schweben auf dem Farbfond. Sie scheinen eine eigene, sich pulsierend ausdehnende und wieder zusammenzuziehende Atmosphäre zu besitzen. Aufgebracht steht man vor den Bildern. Richter reizt die Kontrastwirkung der Farbe aus, bis die Betrachtung an eine Grenze getrieben wird. Eine Grenze, an welcher die Farbe selbst zu einem räumlichen Phänomen wird.
Mark Swysen untersucht, wie sich angeborene biologische und psychologische Mechanismen mit Verstand und Emotionen bei der Steuerung des menschlichen Verhaltens gegenseitig beeinflussen. Der aus Belgien stammende Künstler setzt dieses Thema philosophisch um, indem er die Denkmuster des menschlichen Gehirns und die daraus resultierenden soziologischen Dynamiken des menschlichen Zusammenlebens hinterfragt.
Oleg Yushko versucht einige der eher absurden Phänomene unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit zu offenbaren, um eine kritische, aber auch humorvolle künstlerische Reflexion anzubieten. Dabei wendet der aus Weißrussland stammende Yushko methodisch eine historische, kunsthistorische, wissenschaftliche, kulturelle oder technologische Anspielung oder Metapher auf diese Phänomene ironisch an. Diese Herangehensweise zielt darauf ab, eine zumindest geringfügige Verschiebung unserer allgemeinen Wahrnehmungen von Alltagserfahrungen zu bewirken. ( Text: Lyudmila Voropay)