Isabelle Borges‘ Ausstellungstitel Forking paths – basiert auf der Kurzgeschichte Der garten der forking paths des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges. Diese handelt von den unendlichen Realitäten, die sich auftun, wenn Menschen vor Entscheidungen stehen. Es geht um den nichtlinearen Aspekt von Zeit und Raum.

Analog hierzu bezieht sich Isabelle Borges auf die zahlreichen Entscheidungen, die sie als Künstlerin zu treffen hat, wenn sie ein bestimmtes Bild auswählt. Bevor sie zu malen beginnt, fotografiert sie nämlich Naturstrukturen von Pflanzen, die sich in einem bestimmten See in Brandenburg spiegeln, den sie regelmäßig aufsucht. Die dort beobachteten Linien, Flächen und Räume, die die Schilfgräser im See bilden, überträgt sie als abstrahierte Elemente in ihre Gemälde. Ihre Bilder sind gegenstandslos und strahlen trotz der geometrischen Strenge eine bezaubernde Leichtigkeit aus. Sie fordern die Betrachtenden auf, ihren Blick in einem gemeinsamen imaginären Raum zu bewegen. Isabelle Borges geht es um Verlangsamung und um die Wahrnehmung von Farbe, Linie und Raum.

Die Farbflächen sind in vielen Schichten so gemalt, dass eine enorme Tiefe entsteht. Auch die Linien verändern immer wieder den geraden Lauf, knicken ab, kreuzen einander, sind mal breiter oder verjüngen sich und werden haarfein.

Isabelle Borges, geb. 1966 in Salvador, Brazil, lebt und arbeitet in Berlin und Rotterdam und studierte freie Kunst an den Kunstakademien in Rio de Janeiro und Düsseldorf. In Brasilien hatte sie Einzelausstellungen im Brasilianischen Museum für Skulptur MUBE, São Paulo (2013) und im Museum der Republik, Rio de Janeiro (2000). Im Rahmen der 14. internationalen Curitiba Biennale bespielte sie einen grossen Saal im Museum Oscar Niemeyer, Curitiba (2019/2020) und stellte zuletzt im Museu de Arte Moderna in Salvador (2022) aus. Die Künstlerin realisierte im Mies van der Rohe Haus in Berlin eine Wandmalerei mit Installation (2021) und hatte eine Soloshow im Till Richter Museum in Buggenhagen (2021). 2022 präsentierte sie neue Druckgrafiken im Kunstverein Meißen (2022). Im Jahr 2025 stellt Isabelle Borges im Kunstmuseum Ahlen aus sowie im Rahmen der Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz.

Die Werke der Künstlerin sind in institutionellen und privaten Sammlungen Brasiliens und Europas vertreten.