In den Räumen der Galleria Civica in Trient organisiert das Mart die umfassendste Einzelausstellung von Francesco De Grandi in einem öffentlichen Museum.
Die Ausstellung legt den Fokus auf die letzten zehn Schaffensjahre des Künstlers und präsentiert rund siebzig Arbeiten die von seinen berühmten Monumentalwerken bis zu seinem eigentümlichen, weniger bekannten und teilweise unveröffentlichten grafischen Œuvre reichen.
Der Titel der Ausstellung ist einem Kapitel aus Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra entlehnt und verweist auf die moralischen und geistigen Werte, die mit dem Begriff des Opfers verbunden sind. Honig ist eine Metapher für das, was unmittelbar befriedigend ist, worauf der Philosoph aber verzichtet, um eine authentischere und bewusstere Lebensweise zu erreichen.
Mit deutlichen Bezügen zu den Archetypen der Kunstgeschichte und der sakralen Ikonografie versteht De Grandi die künstlerische Praxis als einen Weg der spirituellen Erhebung, eine fast meditative Übung, die er mit den Betrachter*innen des Werks teilt, wie in einem „heiligen Ritual“. De Grandis figurative, zwischen Tradition und Moderne angesiedelte Malerei evoziert durch klare, leuchtende Farben. eine fantastische Vorstellungswelt und huldigt der Natur.
Exemplarisch hierfür steht das zentrale Werk der Ausstellung: Das großformatige Gemälde Medea nel giardino di Colchide (2023) stellt Medea als Mädchen dar, eine mächtige Zauberin mit verwirrtem Blick und einer kleinen Schlange, die sich um ihr Handgelenk windet, ein Symbol für Gut und Böse, Leben und Tod.
Andere großformatige Werke gehören zu den religiös inspirierten Arbeiten, wie das Trittico delle storie di Gesù (2015-2017), Porziuncola (2019) und Sant'Onofrio, ein neues, speziell für die Ausstellung geschaffenes Werk, das die Auseinandersetzung des Künstlers mit Einsiedlerheiligen, einem Symbol für alle Menschen, die am Rande leben, fortführt.
Zu sehen sind auch 28 Tafeln aus dem Atlante di anatomia immaginaria, die Überarbeitungen von Figuren aus einem alten Anatomieband wiedergeben.
Während des Ausstellungsaufbaus realisierte De Grandi eine ortsspezifische Intervention an einer der Museumswände: Disegno sogni, eine Reflexion über die Idee des Zeichnens als unvermittelte und freie Gedankenpraxis, geschrieben mit der linken Hand und begleitet vom Bild eines Degenfischs, einem abgründigen Tier, das auf verschiedene alchemistische Figuren wie den Uroboros verweist.
Das Ausstellungsprojekt wird durch einen Katalog mit Essays der Kunsthistoriker*innen Valentina Bruschi und Antonio Grulli sowie des Kurators Gabriele Lorenzoni ergänzt.