Die Freundschaft ist ein ausgesprochen existenzielles und zeitloses Thema, das tief mit dem menschlichen Dasein verknüpft ist. Ein Thema, das sich durch alle historischen Epochen zieht und zudem auf alle Kulturen der Welt erstreckt. Zugleich ist das Freundschaftsthema gerade jetzt besonders aktuell: Angesichts der bedrohlichen Weltlage, der zahlreichen Krisen, Konflikte und zunehmenden gesellschaftlichen Spaltungen erscheint es umso wichtiger, dass das Dom Museum Wien seine neue Ausstellung einer zwischenmenschlichen, versöhnlichen Thematik widmet.

„Gerade in Zeiten, in denen ein polarisierendes Schwarz-Weiß-Denken in Politik, Gesellschaft und sozialen Medien sowie eine starke Ich-Bezogenheit durch Instagram und Co verstärkt zu bemerken sind, erschien es uns enorm wichtig, im Dom Museum Wien eine Ausstellung auszurichten, in der das Verbindende, die Ich-Du-Beziehung und das dialogische Prinzip im Zentrum stehen“, so Museumsdirektorin Johanna Schwanberg, die die Schau In aller freundschaft gemeinsam mit Klaus Speidel kuratiert hat. Es wurde bewusst ein Ausstellungstitel gewählt, der über die rein positive, häufig idealisierte Konnotation, die in dem Wort Freundschaft als Einklang von zwei Seelen steckt, hinausgeht und signalisiert, dass es sich hier um keine verklärte „Friede-Freude-Eierkuchen“-Schau handelt, sondern dass auch problematische Aspekte im Zusammenhang mit dieser Beziehungsform angesprochen werden.

Freundschaft ist ein menschliches Grundbedürfnis: Die Beziehung zu anderen, geistige Nähe und Wahlverwandtschaft prägen unser Leben. Ihre universelle Bedeutung als Teil des menschlichen Sozialverhaltens, sei es auf persönlicher oder gesellschaftspolitischer Ebene, macht sie zu einer immer wiederkehrenden Thematik künstlerischer Auseinandersetzung.

Das Dom Museum Wien nähert sich dieser anhand hochkarätiger Kunstwerke: Grafik, Malerei, Skulptur, Fotografie, Video- und Installationskunst bilden zusammen einen Raum zur Erforschung der Facetten von Freundschaft. Neben nationalen wie internationalen Leihgaben und neuen Auftragsarbeiten bietet die Schau auch Einblicke in die Sammlungen des Dom Museum Wien.

Das Dom Museum Wien ist einer der angemessensten Orte, um eine Ausstellung über das menschheitsbestimmende Thema Freundschaft auszurichten: Freundschaftliches Denken ist eng mit dem christlichen Hintergrund der historischen Sakralschätze des Hauses verbunden. „Die Religionsgeschichte durchzieht das Bewusstsein des unendlichen Abstands zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen, der die Vorstellung einer echten Freundschaft mit den Göttern, mit Gott, eigentlich nicht möglich macht. Das Gewaltige im Judentum und später im Christentum ist der Gedanke des Bundes, den Gott mit den Menschen schließt. Dieser Bund ist ein Freundschaftsbund“, so Kardinal Christoph Schönborn in einem Interviewbeitrag zum Ausstellungskatalog.

In aller freundschaft erzählt, wie in sämtlichen Ausstellungen des Dom Museum Wien seit seiner Wiedereröffnung im Jahr 2017, keine chronologische Geschichte, sondern arbeitet vielmehr mit Kontrasten und Gegenüberstellungen von Werken unterschiedlichster Kunstepochen. Die Ausstellung spannt anhand von Skulpturen, Gemälden, Zeichnungen, Fotografien und Videoinstallationen einen großen Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Die Auswahl zeigt sowohl Werke aus den historischen Beständen des Hauses als auch aus der Sammlung Otto Mauer Contemporary, umfasst darüber hinaus aber auch hochkarätige Leihgaben aus nationalen und internationalen Sammlungen, Museen, Stiften und Galerien. In aller freundschaft bezieht Arbeiten zahlreicher Gegenwartskünstler*innen mit mehreren zum Teil eigens für die Schau entwickelten oder neu für die Sammlung erworbenen Werken in die Ausstellung ein.

Die partizipative Wandinstallation Studio supplement der in Wien lebenden Künstlerin Marlene Fröhlich etwa ist speziell für die Schau entstanden. Die vielen kleinen Schwarz-Weiß-Fotos an der Wand wirken wie einem alten Familienalbum entnommen, sind aber KI-generierte und anschließend analog ausgearbeitete Bilder. Sie stellen sich einer heteronormativen Vorstellung von Freundschaft und Liebe entgegen und regen dazu an, über die Macht der Bilder nachzudenken, auch über die Notwendigkeit, alternative Narrative zu entwickeln. Die Arbeit ist selbst einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen: So können Besucher*innen in einem an der Wand montierten Briefkasten Wünsche für Bilder von Freundschaft hinterlassen, die ihnen in der Geschichte und Gegenwart fehlen; ausgewählte Beispiele werden dann von der Künstlerin anstelle von anderen in die Installation integriert.

Der Künstler Robin Waart hat 16 Postkarten mit Freundschaftsszenen-Filmstills aus berühmten Filmen unterschiedlicher Jahrzehnte produziert. Die auf die Bildmotive montierten Sätze aus den Filmszenen, wie „You’re my friend to the end“ oder „You’ll make lots of friends“, sprechen Emotionen, Sehnsüchte und idealisierte Vorstellungen in Zusammenhang mit freundschaftlichen Beziehungen an. Das Besondere an dieser Arbeit ist der partizipatorische Charakter, denn die Postkarten können von den Besucherinnen mitgenommen, beschrieben und an Freundinnen verschickt werden, sodass eine Verbindung vom Museumsraum zur realen Freundschaftspraxis geschaffen wird.

Eine riesengroße, mehrteilige Papierarbeit von Susanna Inglada und eine wandfüllende Zeichnung narrativer Diagramme mit verschiedenen Antworten auf die Frage „What is the biggest difference between you and your closest friend?“ von Juliette Green sind wie Bronze-Textil-Skulpturen der Künstlerin Lisa Großkopf ebenfalls eigens für die Ausstellung im Dom Museum Wien entstanden.

Mit Arbeiten und Werken von: Theodore Alconiere, Christian Ludwig Attersee, Jean Béraud, Ákos Birkás, Pierre Bismuth, Günter Brus, Annibale Carracci, Claude Closky, Die Damen, Peter Fendi, Heribert Friedl, Marlene Fröhlich, Helene Funke, Gustav Gaul, Gelatin/Gelitin, Dorothee Golz, Juliette Green, Lisa Großkopf, Nick Hagen, Robert Hammerstiel, Xenia Hausner, Bettina Hutschek, Susanna Inglada, Franz Christoph Janneck, Leander Kaiser, Dejan Kaludjerović, Barbara Kapusta, Oleg Karpov, Mayya Kelova, Anders Krisár, Maria Lassnig, Thomas Lévy-Lasne, Meister des Albrechtsaltars, Carl von Merode, Johann Josef Mildner, Tracey Moffatt, Nicola Muirhead, Muntean/ Rosenblum, Hermann Nitsch, Matthias Noggler, Lisl Ponger, Arnulf Rainer, Dieter Roth, Gerhard Rühm, Maruša Sagadin, Alessandra Sanguinetti, Hans Schäufelein und Mitarbeiter der Dürer-Werkstatt, Dominik Steiger, Gudmund Stenersen, Johann Till der Jüngere, Switzin Twikirize, Tanzio da Varallo, Robin Waart, Nives Widauer, Oswald Wiener, Carina Yepez, Yuge Zhou sowie historische Künstler*innen, deren Namen nicht überliefert sind.

Es erscheint ein Katalog zur Ausstellung mit einer Einleitung von Johanna Schwanberg, einem Essay von Daniel Tyradellis und Interviewbeiträgen von Kardinal Christoph Schönborn und Janosch Schobin.

Die Ausstellung konzentriert sich auf fünf Aspekte, unter denen die vielgestaltige Thematik beleuchtet wird: „Zwischen Nähe und Distanz“, „Gemeinsam tun – gemeinsam sein“, „Teams bilden – Allianzen schließen“, „Miteinander werken und wirken“ und „Rituale schaffen – Zeichen setzen“. Dabei werden vielfältige Blicke auf das Thema gezeigt: Blicke aus Geschichte und Gegenwart, Blicke von Künstler*innen unterschiedlicher geografischer, kultureller, ethnischer, sozialer und genderbedingter Hintergründe.

Erstmals wird auch der Außenbereich des Dom Museum Wien genutzt: Hier lädt die 6 Meter lange Freundschaftsbank Doris (2016) der Otto-Mauer-Preisträgerin Maruša Sagadin im Hof des Museums zwischen Stephansplatz und Wollzeile zum Verweilen und Plaudern ein.

Auch das runde Stiegenhaus des Museums mit seiner markanten Wendeltreppe und dem gläsernen Aufzug stimmt Besucherinnen bereits freundschaftlich ein: 30 bunte, unregelmäßig auf der großen weißen Wand angeordnete Bildtafeln des Künstlers Heribert Friedl bekunden intime Gedanken, freundschaftliche Zuneigung und einzelne Begrifflichkeiten in englischer Sprache, wie *„I am part of you“, „I am behind you all the time“. Durch das Format des Andachtsbilds, mittelalterlich anmutende Schrift und das bewusste Weglassen figürlicher Darstellung und konkreter inhaltlicher Verweise steht kein Bild und kein Name der völligen interpretativen Offenheit der Gedichte im Weg.

Im Unterschied zu den bisherigen Ausstellungen des Dom Museum Wien wurde diesmal eine größere Anzahl an kunsthandwerklichen Exponaten und Alltagsobjekten – etwa historische Grußkarten, Poesiealben und Freundschaftsbecher – einbezogen. Dies hängt damit zusammen, dass Freundschaft sich über Jahrhunderte hinweg vor allem in Gegenständen und Ritualen des Alltags sowie in schriftlichen Dokumenten wie Briefen und Postkarten manifestiert hat und nicht in erster Linie in Kunstwerken.

Während die historischen Arbeiten alle von männlichen Künstlern stammen, war es für das kuratorische Konzept zentral, im Bereich der Moderne und Gegenwartskunst ein besonderes Augenmerk auf Arbeiten von Künstlerinnen wie Helene Funke, Maria Lassnig, Die Damen, Dorothee Golz, Mayya Kelova, Nicola Muirhead und anderen zu legen.

Auch in dieser Ausstellung wird der eurozentrische Blick, wie er vor allem in den historischen Werken und Avantgardearbeiten vorherrschend ist, durch Einbeziehung gegenwärtiger künstlerischer Positionen aus anderen Teilen der Welt – etwa Tracey Moffatt aus Australien, Switzin Twikirize aus Uganda, Yuge Zhou aus China und Oleg Karpov aus Usbekistan – immer wieder aufgebrochen.

Das Plakatmotiv und Key Visual der Schau stammt von der US-amerikanisch-argentinischen Fotografin Alessandra Sanguinetti: The shepherds (Die schäferinnen, 1998) strahlt positive Energie aus und visualisiert auf den ersten Blick unmissverständlich, was das Thema dieser Schau ist. Die zwei Mädchen, die in einer freundschaftlichen Umarmung inmitten einer weitläufigen Landschaft stehen, sind die Cousinen und besten Freundinnen Guillermina Aranciaga und Belinda Stutz. Sanguinetti hat die beiden über Jahrzehnte hinweg fotografisch begleitet und damit ein eindrucksvolles Beispiel dafür geschaffen, wie Kunst über einen längeren Zeitraum durch eine serielle Arbeitsweise Freundschaft zu verbildlichen vermag.

Wie in allen Ausstellungen des Dom Museum Wien spielt auch bei dieser Thematik die Einbettung in die Lebensrealität des vielfältigen Publikums durch Vermittlungs- und Kooperationsprojekte mit Bildungs- und Sozialeinrichtungen eine wichtige Rolle. So wurde gemeinsam mit den Nachbarinnen in Wien das Format „Alle unter einem Dach“ entwickelt, bei dem Frauen unterschiedlicher Sprachgruppen und mit diversen kulturellen Hintergründen gemeinsam mit Native Speakerinnen die Freundschaftsausstellung erkunden. Dabei erproben sie Wege, sich in einer Gruppe kreativ, verbal und körpersprachlich auszudrücken – und knüpfen so vielleicht neue Freundschaften.

Zwischen nähe und distanz

Der erste, zwei Räume umfassende Bereich der Ausstellung ist freundschaftlichen Zweierbeziehungen — dem Verhältnis von emotionaler und/oder räumlicher Nähe und Distanz — gewidmet: Die Videoarbeit Love letters (summer) (2020) von Yuge Zhou zeigt in einem Splitscreen zwei Menschen an gegenüberliegenden Ufern des Chicago River, die trotz des sie trennenden Gewässers wortlos durch Tanzbewegungen miteinander kommunizieren. Miteinander verbunden sind auch die zwei Frauen auf dem farbintensiven Bild Connected by the roots des ugandischen Malers Switzin Twikirize wie auch die beiden jungen Männer auf dem Werk Everyone has one idea of freedom that allows no one else to have another (2001) von Muntean/ Rosenblum. Die skulpturale Arbeit Bronze/wax #1 (2005/06) von Anders Krisár hingegen erinnert daran, dass die zu große Nähe zu einer anderen Person toxisch sein und bis zur Auflösung der eigenen Identität führen kann. Das Werk besteht aus zwei einander zugewandten Köpfen – einer aus Bronze, einer aus Wachs –, wobei der mit einer Wärmeplatte ausgestattete Bronzekopf dem wächsernen Gesicht eine sichtbare Zerstörung zugefügt hat.

Um Symbiose versus Abgrenzung geht es auch in dem surreal anmutenden skulpturalen Tischobjekt Unteilbare zweisamkeit (2004) von Dorothee Golz: Ein gedeckter Tisch mit sich gegenüberstehenden Stühlen. Sowohl die beiden Sitzgelegenheiten als auch Besteck und Teller sind jedoch untrennbar zu einer Einheit verschmolzen, sodass freundschaftliche Begegnung am Tisch de facto verunmöglicht wird.

Hochkarätige historische Exponate mit biblischen Freundschaftsgeschichten, wie Annibale Carraccis Christus und die samariterin am brunnen (um 1604/05), eine anonyme Heimsuchung aus Brixen (um 1440–1450) oder Weg nach Emmaus (1888) von Johann Till dem Jüngeren, vermitteln, dass Zusammenhalt zwischen befreundeten Menschen in allen Lebenslagen, in allen Gesellschaftsschichten und in allen Altersstufen, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, ein zentrales Thema ist.

Gemeinsam tun – gemeinsam sein

Im nächsten Ausstellungsbereich wird die Relevanz von freundschaftlichen Netzwerken und größeren Freundesgruppen verhandelt. Werke von Künstler*innen verschiedener Epochen, darunter Franz Christoph Janneck, Gudmund Stenersen, Helene Funke, Juliette Green, Matthias Noggler, Xenia Hausner, Nick Hagen und Thomas Lévy-Lasne, visualisieren in unterschiedlichen Medien und einer jeweils spezifischen Formensprache, wie sehr Freundschaft durch gemeinsame Unternehmungen, verbindende Interessen oder Wertehaltungen geprägt wird – sei es im öffentlichen oder privaten Bereich, in der freien Natur oder in kulturellen Institutionen wie Oper oder Theater.

Teams bilden – Allianzen schließen

Die individuellen wie gesellschaftspolitischen Chancen und Gefahren, die mit freundschaftlichen Netzwerken einhergehen, prägen den dritten Ausstellungsbereich. Die mittelalterliche Darstellung von Christus am Ölberg (um 1470) zeigt Jesus, der im Wissen um seinen bevorstehenden Tod die befreundeten Apostel am Vorabend bittet, mit ihm zu wachen und zu beten. Das Werk demonstriert aber auch, was es heißt, von Freunden verlassen zu werden, denn die Apostel schlafen symbolhaft immer wieder ein; im Hintergrund wird freundschaftlicher Verrat thematisiert, schließlich liefert der Jünger Judas Jesus an die Feinde aus. Kritisch wie zutiefst humorvoll erscheint in diesem Zusammenhang Jean Bérauds At the club (1904), ein Gemälde, das eine Gruppe elegant gekleideter Männer versunken in ihren Lehnstühlen in einem typischen Herrenclub zu Beginn des 20. Jahrhunderts darstellt. Gemeinsam mit der benachbart positionierten Arbeit „Otaheite Olé“ von Lisl Ponger, in der die Aufteilung eines Landes durch Kolonialherren kritisch verhandelt wird, bringt es schwierige Kapitel der Freundschaftsgeschichte zur Sprache. Werke von Maria Lassnig, Carl von Merode, Tracey Moffatt und des usbekischen Künstlers Oleg Karpov thematisieren Netzwerke als auf unterschiedliche Art und Weise existentielle Allianzen. Der französische Künstler Pierre Bismuth hat in seiner Installation Jungle book project (2002) den einzelnen Charakteren des legendären Disney-Films verschiedene Sprachen zugeordnet. Das Erstaunliche ist, dass die Figuren nicht dieselbe Sprache sprechen, die Kommunikation zwischen ihnen aber trotzdem bestens funktioniert: Es ist ein freundschaftliches Miteinander trotz kultureller und sprachlicher Barrieren.

Miteinander werken und wirken

Im nächsten Bereich wird anhand eines Künstler-Gruppenporträts aus dem 19. Jahrhundert von Gustav Gaul, Gemeinschaftsarbeiten von Günter Brus und seinen Avantgarde-Künstlerfreunden, einer Fotografie der feministischen Gruppe Die Damen aus den 1980er-Jahren, eines Plastilinbildes des zeitgenössischen Kollektivs Gelatin/Gelitin und einer Textarbeit des Gegenwartskünstlers Claude Closky die Relevanz freundschaftlicher Beziehungen in kreativen Prozessen angesprochen. Die ausgestellten Positionen bringen vielfältige Aspekte in Bezug auf Freundschaft und künstlerische Produktion zur Diskussion. Sie verdeutlichen auch, wie wichtig die Arbeit im Kollektiv über einen längeren Zeitraum hinweg ist, und thematisieren den Wert des gemeinsamen Auftretens von Künstler*innen in der Öffentlichkeit, um in der Gesellschaft stärker wirksam zu werden.

Rituale schaffen – Zeichen setzen

Der letzte Bereich der Ausstellung widmet sich der Freundschaftspraxis, der Repräsentation von Freundschaft in Bildern und Gegenständen sowie den rituellen und symbolischen Handlungen, die Menschen entwickelt und gepflegt haben, um Freundschaft manifest zu machen. Neben biedermeierlichen Freundschaftsbechern und Glückwunschkarten sowie Poesiealben finden sich hier Werke der Gegenwartskünstlerinnen Marlene Fröhlich, Lisa Großkopf, Nives Widauer und Carina Yepez, die hinterfragen, mit welchen Bildern, Symbolen und Materialitäten reale Freundschaften visuell repräsentiert oder eben auch nicht repräsentiert werden und wurden.

Abschließend hinterlässt die überdimensional große Papiercollage von Susanna Inglada mit einer Freundesgruppe einen aufwühlenden Eindruck. Die installative, mehrteilige Papierarbeit in Kohle und Acryl der spanischen Künstlerin zeigt eine Gruppe von ineinander verschlungenen Menschen in einer expressiven Gestik; auf der Wand finden sich zudem überdimensionale Zöpfe und verschränkte Hände (eine Abbildung der Hände ziert zudem die Fassade des Dom Museum Wien). Dabei bleibt offen, ob das Kollektiv sich freundschaftlich und freudig feiernd gegenseitig stützt oder ob nicht vielmehr ein Ringen und Kämpfen um die Vormachtstellung innerhalb einer freund-oder feindschaftlich verbundenen Gruppe abgebildet ist. Das Werk leitet in die Schausammlung zurück, wo der Weg in einen kleinen Raum mit Blick auf den Stephansplatz führt. Der Künstler Dejan Kaludjerović hat hier eine neue audiovisuelle Installation realisiert, die auf Interviews mit Kindern aus diversen kulturellen Hintergründen in unterschiedlichen Sprachen basiert und deren verbindende, aber auch voneinander abweichende Vorstellungen, Sehnsüchte und Realitäten in Bezug auf Freundschaft darstellt.

Mit Leihgaben von: Belvedere, Wien, Pierre Bismuth, Günter Brus, Charim Galerie, Christine König Galerie, Wien, Collection Justine Triet, Collection Nicolas Rennert, unconditional friend of the artist, Collection Sophie Fillières, Collection Vincent Di Rosa, Collection VR d’Affaux Foundation, Paris, France, Die Damen, Diözesanmuseum Hofburg Brixen, Erzbistum Wien, Marlene Fröhlich, Galerie Laurent Godin, Paris, Galerie Maurits van de Laar, Galerie Mehdi Chouakri, Berlin, Galerie Meyer*kainer, Wien, Gianni Manhattan, Vienna, Juliette Green © Adagp, Paris, 2024, Lisa Großkopf, Nick Hagen, Hidden Collection, Susanna Inglada, J. und L. Lobmeyr, Jüdisches Museum Wien, Dejan Kaludjerović, Oleg Karpov, Mayya Kelova, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Koch Family Collection, Anders Krisár, Kultumuseum Graz, Lentos Kunstmuseum Linz, Liechtenstein. The Princely Collections, Vaduz–Vienna, Maria Lassnig Stiftung, Nicola Muirhead, mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Pfarre St. Ruprecht, Wien, Maruša Sagadin, Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte der Universität Wien, Sammlung Heinrich und Elisabeth Schuschnigg, Alessandra Sanguinetti / Magnum Photos, Space, London, Starbag ArtCollection, Wien, Szépművészeti Múzeum / Museum of Fine Arts, Budapest, Robin Waart, Wien Museum, Yuge Zhou, Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz – Kunstsammlung.

Gemeinsam mit der Wiener Städtischen Versicherung zählt der Wiener Städtische Versicherungsverein zu den engen Partnern der Ausstellung In aller freundschaft. „Die herausragenden Ausstellungen im Dom Museum Wien überzeugen einerseits durch ästhetische Erlebnisse und Erfahrungen und andererseits durch seine sinnstiftenden künstlerischen Auseinandersetzungen mit gesellschaftlich gewichtigen und vielschichtigen Themen. Mit seinen qualitativ hochwertig kuratierten Ausstellungen trägt das Dom Museum dazu bei, das Verständnis ebenso wie die Freude für Kunst und Kultur zu fördern. Als langjähriger Partner und großer Freund des Dom Museum Wien unterstützen wir die Schau In aller freundschaft aus voller Überzeugung“, freut sich Mag. Robert Lasshofer, Vorstandsvorsitzender des Wiener Städtischen Versicherungsvereins, Hauptaktionär der Vienna Insurance Group (VIG).

„Kunst und Kultur bringt uns als Gesellschaft täglich dazu, die Dinge unter einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Als Unternehmen, das sich selbst und das Wirken auf seine Umwelt stets neu hinterfragt, sind wir uns unserer Verantwortung bewusst. Mit der neuen Ausstellung ‚In aller Freundschaft‘ werden die Verbindungen, die Beziehungen, die Gemeinsamkeiten betrachtet, genau diese Aspekte, die auch eine Versicherung wie die Wiener Städtische berühren. Wir freuen uns daher sehr, stolzer Förderer dieser Schau im Dom Museum Wien zu sein“, sagt DI Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung.

  • Kuratorin: Johanna Schwanberg.
  • Ko-kurator: Klaus Speidel.
  • Kuratorische Assistenz: Anke Wiedmann, Nina Schermann.