Das ist eine schöne Geschichte! Es ist eine wahre Geschichte, voller Leidenschaft und Liebe zum Denim, dem Stoff, der auf der ganzen Welt bekannt und verwendet wird und der eine Sondereigenschaft hat: Er ist immer aktuell!
Dies ist die Geschichte von Stefano Angelico, einem Italiener, der in Deutschland, genauer gesagt in Hamburg, seinen Wohnsitz hat.
Aber wer ist Stefano Angelico? Hier mein Interview mit einem außergewöhnlichen Menschen, sowohl menschlich als auch beruflich, den ich während eines der von der Denim-Messe Kingpins in Amsterdam vorgeschlagenen Events, kennen gelernt habe.
Stefano wird in Rom, in einer Schneiderfamilie, geboren. Bereits als Jugendlicher hilft er, das Familienunternehmen weiterzuführen. In den 1980er Jahren fängt er an, dem Weg des Vaters zu folgen, eines Handwerkers, der in seinem Atelier auf der Piazza di Spagna maßgeschneiderte Herren- sowie Haute-Couture-Bekleidung kreiert. Hier hat er seine Vorliebe zur Handwerkskunst sowie zum Detail entdeckt. In seiner römischen Werkstatt entscheidet er deshalb, sich der Schaffung von Capsule Collections für Theater sowie Boutiquen zu widmen. Im Jahre 2000 verlässt er Italien, um nach Griechenland zu ziehen, wo er als Stylist, Modellbauer sowie Produktionsleiter fūr verschiedene Firmen, die Denimbekleidung herstellen, tätig ist.
Er lässt seiner Kreativität freien Lauf, indem er Kollektionen für verschiedene europäische Marken entwickelt, und experimentiert Waschungen sowie Behandlungen in diversen Wäschereien, um so sein bereits umfangreiches Fachwissen zu vertiefen.
Im Jahre 2011 zieht er nach Deutschland und arbeitet als Chefdesigner für einen großen Einzelhändler. In dem Moment wird ihm klar, dass er zu seinen „Ursprüngen“ zurückkehren möchte und bereit ist, eigene Projekte erstellen zu können. Zu seiner großen Zufriedenheit entsteht im Jahre 2015 Braves & Company, seine Denim-Marke für Herren- und Damenbekleidung, die Stefanos Seele und seine kreative Visionen völlig repräsentiert.
„Hinter den Kulissen” unterstützt ihn ein „Team von Verrückten”, wie er auf sympatische Weise sagt. Aber die Realität ist, dass alle hart und mit Liebe arbeiten, um die Kunden bestens zufriedenstellen sowie um einzigartige, signierte und nummerierte Teile schaffen zu können.
Alle diese Menschen haben unterschiedliche Erfahrungen sowie Fähigkeiten, aber sie alle haben das gleiche Ziel, nämlich Spaß beim Arbeiten zu haben, um den Kunden das zu bieten, was sie mit einem Lächeln auf den Lippen versprechen.
Warum hast Du Dein Brand Braves & Company nennen wollen und woher kam die Idee für diesen Namen?
Alles begann an einem Sommerabend auf Kreta (meinem zweiten Zuhause) auf der Terrasse meines Freundes und Geschäftspartners Dimitris. Man träumte mit offenen Augen und man trank Wein, viel Wein!!Nach ein paar Flaschen war der Name geboren!!
Braves bezieht sich auf alle Menschen, die den Mut und die Kraft finden, mit Leidenschaft und Ausdauer das zu tun, was sie lieben, insbesondere in den schwierigen Momenten, die man erlebt und in denen sich niemand trauen würde, ein neues Projekt zu erstellen. Weiterhin bezieht es sich auf jene heuzutage wenig gebliebene Menschen, die traditionell mit ihren Händen arbeiten. Schließlich bezieht es sich auf unsere Helden: Auf diejenigen, die keine Angst haben, sich die Hände schmutzig zu machen!
Company sollte die Öffnung für neue Kooperationen und neue Projekte sowie die Unterstützung zwischen verschiedenen Herstellern und Partnern bedeuten. Darüber hinaus meinen wir mit Company eine Gesellschaft, eine Art von „Gang“ und keine Firma.
Braves & Company ist ein transparentes Unternehmen, das alle Beteiligten auf die gleiche Ebene bringt. Wir sind alle eine große Familie, wir unterstützen uns gegenseitig und wir brauchen einander.
Wie wählst Du die Jeansstoffe aus, die Du für Deine Kreationen verwendest und aus welchen Ländern kommen sie? Insbesondere, welche Eigenschaften müssen sie unbedingt haben, um Deine Erwartungen erfüllen zu können?
Zuerst möchte ich erwähnen, dass der Besitzer der letzten Firma, in der ich gearbeitet habe, mich „Denim Guru” nannte. Dennoch verwende ich nicht nur Denim, obwohl ich ihn sehr liebe und er der Hauptstoff in meinen Kollektionen bleibt. Ich will in der Tat mehrere Stofftypen anbieten, um einen größeren Kundenkreis zufriedenstellen zu können.
Ja, ich habe einige Grundregeln! Meine Stoffe enthalten kein Polyester, Elasthan und im Allgemeinen keine synthetischen Fasern. Wir arbeiten nur mit Naturfasern, Baumwolle, Leinen, Hanf und Wolle. So viel wie möglich versuchen wir alles, um die Umweltbelastung zu verringern. Wir verwenden Rohstoffe, reduzieren aber zumindest die Möglichkeit, Kunststoffe und Chemikalien auf den Markt zu bringen. Ich teste alle Stoffe und ich trage sie als erster, auch weil ich das entwerfe, was ich gern trage. Außerdem planen wir gerade, eine „Upcycling-Linie“ zu schaffen: Hochwertige Kleidungsstücke und Stoffe zu recyceln und einzigartige Teile für unsere Kunden herzustellen.
Seit Anfang an haben wir die Unterstützung von Berto Industria Tessile, einem italienischen Unternehmen, auf das wir großen Wert legen. Auch mein Vater verwendete deren Stoffe und ich setze die Tradition fort. Sie sind unsere Basis, sie bieten neben dem Denim eine Vielzahl von Strukturen, allerdings lassen wir uns auch von anderen Firmen beliefern. Alle unsere Stoffe sind italienischer oder japanischer Herkunft.
Was ist der Zeitrahmen für das Entwerfen und die Herstellung eines personalisierten und maßgeschneiderten Jeanskleidungsstücks?
Dies hängt vom Kleidungsstück, den Bedürfnissen des Kunden sowie der Art der Verarbeitung ab. Beginnend von der Ursprungsidee, sagen wir so, dass man zwei bis zu vier Wochen Zeit braucht, bis ein einzigartiges, maßgeschneidertes Teil entsteht. Wir kümmern uns um den Kunden, informieren ihn über den Ablauf der Bearbeitung seines personalisierten Stückes.
Während der Herstellungsphase führen wir einen oder mehrere Tests durch, um die Passform zu überprüfen und die glänzenden Augen des Kunden sehen zu können, welcher der Entwicklung seines maßgeschneiderten Kleidungstückes folgt.
Wir möchten, dass sich unsere Kunden in ihre Kleidungstücke verlieben, sie leben und im Schrank nicht vergessen werden.
Was sind die „Erkennungsmerkmale”, die Deines Erachtens Deinen „Stil” am besten definieren und warum?
Ich spreche nicht gern über „Stil“ oder „Trends“. Ich glaube nicht an Trends. Die Trends werden gemacht, um die Leute dazu zu verlocken, in einem ungezügelten Tempo zu kaufen. Qualität und Details gehen dabei verloren. Alles wird einheitlich und langweilig, und die Leute glauben, dass sie das alles brauchen. Die Mode folgt Zyklen, aber alles geht zurück zu den Wurzeln.
„Trendige" Kleidung ist für mich nur ein Mittel, um den eigenen Charakter zu betonen und hervorzuheben. Wir reden also über den Charakter! Die Leute hatten einmal ihren eigenen Stil und gingen daher zum Schneider. Ihr maßgeschneidertes Kleidungsstück wurde nur für ihn / sie angefertigt und spiegelte deren persönlichen Geschmack, deren Lebensstil und genau deren Charakter wider.
Dann hat man wegen der „Fast Fashion" alles vergessen. Man hat angefangen, die Puppen in den Schaufenstern zu sein, sich alle gleich anzuziehen und seine eigene Identität zu verlieren.
Ich kreiere ständig Kleidungsstücke, die dank meiner Inspirationen entstehen und sich an den Kundenbedürfnissen orientieren. Ich bin immer bemüht, Kleidungsstücke zu entwerfen, die im Laufe der Zeit, und nicht nur für eine Saison, getragen werden können. Ich möchte, dass meine Teile jahrelang getragen sowie repariert werden und somit den Charakter und die Gewohnheiten des Besitzers annehmen. Ich verfolge nicht einmal die Jahreszeiten. Ich biete „keine Jahreszeiten“ an, da ich nicht in den Zyklus der Winter- und Sommerplanung fallen möchte. Kunden werden ein Kleidungsstück kaufen, das sie das ganze Jahr über und auch für die nächsten Jahre tragen werden. Ich muss zugeben, dass ich durch die Beobachtung meiner Kunden viel gelernt und meine Kreationen aufgrund ihres Feedbacks mehrmals angepasst habe. Ich denke, dass es am faszinierendsten ist, einen engen Kontakt zu meinen Kunden zu haben. Man wird Freunde, man tauscht Ideen aus und man trinkt gemeinsam einen guten Whisky. Ich biete Capsules in limitierter Auflage an und die sich ständig weiterentwickeln. Oftmals ist es der Stoff, der „spricht", der mir die Idee gibt. Wenn ich damit in Kontakt komme, sehe ich bereits das realisierte Kleidungsstück und nach Rücksprache mit meinem Team beginne ich dann, Skizzen zu erstellen, die strengstens handgefertigt sind!
Der Schneider-Background meiner Familie in Italien und die fast 20-jährige Denimproduktion sind meine grundlegende Inspiration. Grundsätzlich mache ich das, was ich am besten und nach besten Kräften kann. Ich strebe danach, durch den Denim meinen Schneider-Look zu definieren. Ich möchte die klassischen und eleganten Epochen der 20er, 30er, 40er Jahre, gemischt mit Arbeitskleidung, in einem zeitgemäßen und „robusten" Look, wiederbeleben lassen. Schließlich möchte ich den langsamen und einfachen Lebensstil der alten Zeiten fördern, als ein Kleidungsstück eine Bedeutung hatte und geschaffen wurde, um zu halten und um ein zeitloses Stück zu werden.
Die Marke Braves & Company wurde doch geboren, um Herrenkollektionen zu entwickeln, und was ist mit den Damen? Hast Du diesbezüglich irgendwelche Pläne in Sicht?
Ja, die habe ich. Die erste Capsule wurde für die Herren entwickelt, aber bereits in den ersten Verkaufsmonaten wurde uns klar, dass wir auch ein Produkt für Damen anbieten mussten. In meinem Laden tauchten Frauen auf, die Herrenbekleidung kauften und die nach etwas anderem als den üblichen „Skinny Stretch Jeans“ suchten, nach etwas, das sie mit Geschmack interpretieren konnten und nicht nur, um ihre Kurven hervorzuheben. Also haben wir begonnen, Damen- und Unisex-Kleidungsstücke zu entwickeln. Wie gesagt, wir verwenden keinen Stretch. Daher ist die Passform und Konstruktion des Kleidungsstücks von grundlegender Bedeutung. Ich persönlich arbeite an allen Mustern, nähe Prototypen und lasse sie von Freunden und Kunden anprobieren, also „normalen Menschen“ und nicht Modellen mit der perfekten Konfektionsgröße.
Unser Angebot an Damenbekleidung wächst langsam und parallel zu dem für die Herren. Wir möchten Menschen mit gutem Geschmack zufriedenstellen, die sich für Qualität und Einzigartigkeit entscheiden.
Wir haben eine vielfältige Klientel von Männern und Frauen, die uns regelmäßig besuchen, um herauszufinden, was wir neu geschaffen haben.
Neben der Entwicklung maßgeschneiderter Jeanskleidung bietest Du auch einige Denim-Accessoires an, ich meine fertige Produkte wie Taschen, Schlüsselringe, Brieftaschen usw.?
Company steht für „Kollaborationen", daher bieten wir Spielraum für andere Personen oder kleine Hersteller, die mit ihren Händen arbeiten. Wir können nicht alles produzieren, wir haben unsere Grenzen und wir geben es zu erkennen.
Dimitris ist für alle Lederaccessoires verantwortlich. Er realisiert sie persönlich und folgt dabei seiner eigenen Inspiration. Es sind einzigartige Stücke, alle handgefertigt. Er wählt nur pflanzlich gegerbtes Leder sowie Metallteile aus, die ausschließlich aus Bronze und massivem Messing bestehen. Wir verlassen uns auf eine 200 Jahre alte Gerberei an einem Strand auf Kreta. Dies garantiert uns nicht nur Qualität und Erfahrung, sondern auch, dass keine Chemikalien zur Gerbung verwendet werden.
Darüber hinaus verfolgt er persönlich die Produktion unserer Gürtel, Lederetiketten und anderer Lederaccessoires aus unserer regulären Produktion in einem kleinen Familienunternehmen in Thessaloniki.
Griechenland und Italien sind in unseren Herzen, es sind unsere Ursprünge sowie die Orte, an denen wir alles produzieren, was wir hier in Hamburg nicht schaffen können.
Wir arbeiten nur mit kleinen Unternehmen zusammen, die aus wenigen Personen bestehen. Dies garantiert uns Genauigkeit, handgemachte Arbeit sowie einen offenen und direkten Kontakt.
Wir planen auch eine Zusammenarbeit mit einer Person, die Taschen herstellt... Coming soon!!
Denkst Du, dass sich die Sensibilität der Verbraucher in den letzten Jahren in Bezug auf Begriffe wie Nachhaltigkeit, Verantwortung, Umweltfreundlichkeit usw. wirklich geändert hat? Wie siehst Du das?
Das Feedback meiner Kunden sagt mir, ja. Wenn ein Kunde mein Geschäft betritt, nachdem er sich umgesehen hat, fragt er immer: „Wo produzieren Sie?" „Woher kommen die Stoffe?" Der Verbraucher beginnt sich für die Umwelt, die Zukunft seiner Kinder und das, was er isst, zu interessieren. Er beginnt zu fordern, er will ein Qualitätsprodukt und nicht nur im Bekleidungssektor. In ihm wächst das Bewusstsein, dass ungezügelter Konsum uns letztendlich zum Ruin führen wird. Er erkennt, dass es kontraproduktiv ist.
Ich persönlich glaube, dass wir die Kontrolle über unser Business verloren haben! Wir produzieren zu viel, wir konsumieren zu viel und wir sind alle in einem wilden Wettlauf gegen die Zeit gefangen. Die Kollektionen der großen Einzelhändler überschneiden sich. Die Mills schaffen es nicht, rechtzeitig eine Kollektion von Stoffen anzufertigen, sodass diese bereits zu alt für die Saison sind!
Wir sind ständig bemüht, zu kaufen und zu konsumieren. Die Produkte halten nicht länger als eine Saison.
Und das Schlimmste ist, dass dies für die meisten Verbraucher normal geworden ist!! Ein T-Shirt für ein paar Monate zu tragen und es dann wegzuwerfen, ist nun selbstverständlich! Wir haben den Wert des Geldes, das wir ausgeben, verloren. Wir finden alles zu immer niedrigeren Preisen! Und niemand fragt sich dabei, was die wirklichen Kosten dafür sind! Wohin wird das uns führen?
Aus all diesen Gründen schaue ich immer in die Vergangenheit zurück und setze mich ständig damit auseinander.
Um die Zukunft aufzubauen, müssen wir in die Vergangenheit zurückschauen!
Im Moment bist Du auf dem deutschen Markt am bekanntesten: Auf welchen anderen europäischen und / oder internationalen Märkten möchtest Du gern präsent sein?
Mein Atelier befindet sich im Hamburger Stadtteil Sankt Pauli. Ich habe mich sofort in die Gegend verliebt. Es ist eine Welt für sich, ein Dorf in der Stadt, in dem sich alle kennen, in dem die Leute Dich auf der Straße begrüßen, auch ohne Dich zu kennen. Es ist ein multikultureller Ort voller Menschen mit unterschiedlichem sozialem Hintergrund. Hier habe ich angefangen, die Deutschen zu lieben, auch wenn sie gezwungen sind, mit mir Englisch zu sprechen.
Ja, unser Markt ist grundsätzlich der deutsche Markt. Wir verkaufen in ganz Deutschland, und ich kümmere mich persönlich um die Sendungen und Kontakte zu den Kunden. Wir arbeiten gerade an unserem Online-Shop, der Mitte September fertig sein wird, auch weil wir über Instagram viele Anfragen erhalten haben.
Im Februar haben wir den „Großhandel“ eröffnet und sind jetzt in weiteren Shops in Deutschland und in der Schweiz zu finden. Wir haben Privatkunden in den Niederlanden, in Australien, Kanada, Österreich, in den USA und in Großbritannien, Dänemark und Italien. Wir wollen nicht zu viel wachsen.
Als wir dieses Projekt starteten, haben wir eine maximale Anzahl von „Großhandels" -Kunden festgelegt. Wir wollen die Basis unseres „Limited Edition“ -Konzepts nicht verlieren, auch wenn wir wachsen müssen. Um unseren Herstellern die Arbeit zu erleichtern, werden wir alles unter einem Exklusivitätsprofil halten. Wir haben eine handwerkliche Tradition, die wir absolut nicht verlieren wollen.
Wenn wir über Ambitionen sprechen wollen, wären wir stolz darauf, in Japan, Mailand, Rom, Holland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien und den USA zu sein.
Um genau zu sein, wären wir gern ausschließlich in ausgewählten Geschäften auf der ganzen Welt, die das Produkt verstehen, die gleiche Mentalität, Liebe und Leidenschaft für Qualität und gute Dinge wie wir haben und die schließlich die Spezialität und die ganze Arbeit sowie Anstrengung, die dahinter stecken, begreifen.
Die ganze Welt leidet immer noch unter den schweren Folgen der Covid-19-Coronavirus-Pandemie: Wie verändert sich Deiner Meinung nach der Modemarkt im Allgemeinen und nach dem Covid-19?
Wie ich zuvor sagte, hat die Veränderung des Marktes im Allgemeinen, also nicht nur in der Modebranche, bereits begonnen, und aus diesem Grund befindet sich die „Mode" seit mehreren Jahren in einer Krise und entspricht nicht mehr den Bedürfnissen des Verbrauchers. Ich glaube, dass der Covid-19 in allen Bereichen eine große Krise hervorrufen wird, und meiner Meinung nach steht das Schlimmste leider noch bevor.
Ich spiele gern mit dem Gedanken, dass dies der notwendige Schub sein kann, um uns klar zu machen, dass unsere Lebensweise völlig falsch ist. Wir sind die einzige Tierart, welche die Umwelt zerstört, in der sie lebt, die Ressourcen verschwendet, die sie mehr als nötig verbraucht, die außerdem Menschenrechte und andere Tierarten nicht respektiert.
In diesen letzten Monaten haben die Menschen begonnen, die Familienwerte wiederzuentdecken, zu Hause zu kochen und sich um ältere Menschen zu kümmern. Sie waren gezwungen, drinnen zu bleiben und begannen, keine Lebensmittel zu verschwenden, die Kleidung zu reparieren, Dinge zu recyceln, Gegenstände wieder in Stand zu setzen und sich körperlich zu betätigen. Die Leute haben begonnen, mit mehr Bewusstsein und Verantwortung einzukaufen. Ich hoffe nur, dass dies kein Schwäche-Augenblick ist. Durch die Angst, krank zu werden und zu sterben, werden wir immer zu besseren Menschen.
Wahrscheinlich werden diejenigen, die uns führen und regieren, bald wieder zum Konsum drängen. Sie wollen nur unser Geld, und wir werden wahrscheinlich bald vergessen, wie „menschlicher" es war, während der Covid-19-Pandemie zu leben.
Ich aber will es nicht vergessen!
Glaubst Du schließlich, dass der Denim im Vergleich zu anderen Stoffen oder Materialien durch die Pandemie mehr oder weniger Schaden erleiden wird und warum?
Ich spreche täglich mit Kollegen, Herstellern und Mills. Die Pandemie betrifft alles und jeden, und sogar die Welt des Denims befindet sich in einer Krise, aber vielleicht wird er sich dank seiner universellen Natur, seiner Vielseitigkeit und der Fähigkeit, sich an jeden Stil anzupassen, vor den anderen erholen. Zumindest hoffe ich es! Ich brauche neue Stoffe!