Wir freuen uns sehr, eine Einzelausstellung der Schweizer Künstler Lutz & Guggisberg in der Galerie Monica De Cardenas in Lugano ankündigen zu können.
Wir zeigen das Projekt Giardini di domani, einen Zyklus von Fotografien, auf denen zerstörte Schrebergärten zu sehen sind, in denen die Natur sich frei entfaltet und weiter entwickelt. Ungeachtet der Zerstörung wachsen Gemüse, Obst und Blumen weiterhin und erobern den vom Menschen besetzten Raum zurück. Die Künstler haben die großformatigen Aufnahmen malerisch bearbeitet und sie teils feinfühlig und fast nicht erkennbar, teils durch Hinzufügung neuer Elemente und Figuren verändert und bereichert. Der Titel der Ausstellung thematisiert metaphorisch und ironisch den oft unheilvollen Einfluss des Menschen auf die Natur. Treibhäuser, Werkzeuge, Tische, Stühle, Plastikwannen in grellen Farben, Reifen: Die Bilder sehen aus, als habe ein Hurrikan alles durcheinandergeworfen, als sei eine Naturkatastrophe oder aber die wilde Zerstörungswut von Menschen auf die post-apokalyptisch anmutenden Szenerien niedergegangen. Trotz ihrer Dramatik strahlen die Bilder eine innere Schönheit aus, die Form- und Farbgestaltung ist harmonisch. Kleine poetische Details zeigen sich unerwartet in menschlichen Hinterlassenschaften wie der runden Tischplatte, die zu einem irdischen Mond wird, oder in natürlichen Elementen wie den zwischen Trümmern wachsenden Schneeglöckchen und Krokussen, unter Holzbrettern hervorlugenden Zwiebeln, einer schlafenden Katze. Es sind diese Kleinigkeiten, die den Prozess der Zerstörung und des Wiederauflebens versinnbildlichen, in dem die Natur, gleichgültig gegen die Auswirkungen einer übergriffigen Zivilisation, immer weiter ihren Lauf nimmt.
Die malerischen Eingriffe in die Fotoprints erzeugen eine hyper-fotografische Wirklichkeit und eröffnen – das haben kreative Prozesse so an sich – eine neue, vielleicht utopische Dimension. In den nichtlinearen Erzählsträngen und dem fast anarchischen künstlerischen Vorgehen von Lutz & Guggisberg – Ergebnis freier Assoziationen und zugleich einer parawissenschaftlichen Analyse der Wirklichkeit – stehen Ironie, Spiel und Paradoxon neben einer geheimnisvollen Ambivalenz und einem leicht subversiven Unterton.
Das Projekt Giardini di domani entstand 2018 für eine Ausstellung in der Collezione Maramotti in Reggio Emilia und wird nun zum ersten Mal in der Schweiz gezeigt.
Andres Lutz (Wettingen, 1968) und Anders Guggisberg (Biel, 1966) leben und arbeiten in Zürich. Ihre bisher wichtigsten Einzelausstellungen waren u.a. 2014 im Museum im Bellpark in Kriens, 2013 im Centre d'Art Contemporain in Rennes und im MUDAM in Luxemburg, 2010 im Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam, 2009 im Centre Culturel Suisse in Paris, 2008 im Aargauer Kunsthaus in Aarau und im Museum Folkwang in Essen. 2014 waren sie in den Sammelausstellungen Gastspiel im ethnographischen Museum Rietberg in Zürich und Telling Tales im Centre PasquArt in Biel/Bienne vertreten.