Nach der Befreiung Österreichs im Frühjahr 1945 und der Besetzung durch die vier Siegermächte Großbritannien, Frankreich, USA und Sowjetunion wurde Wien zu einem zentralen Schauplatz des Kalten Krieges. Der Wettstreit der Systeme wurde auch auf dem Feld der Architektur ausgetragen. Die Ausstellung Kalter Krieg und Architektur zeigt das Baugeschehen im Nachkriegs-Österreich sowie dessen Akteur*innen und Debatten erstmals im Kontext des globalen Ost-West-Konflikts.
Während der zehnjährigen Besatzungszeit fand in Österreich der Übergang von einem autoritären Herrschaftssystem zu einer demokratischen Konsumgesellschaft statt. Jede der vier Siegermächte etablierte ein umfangreiches Kulturprogramm. Architekturausstellungen wurden zu wichtigen Instrumenten eines „Erziehungsprogramms“ für eine neue Gesellschaftsordnung. Die Kulturpolitik der Briten, Amerikaner, Franzosen und Sowjets avancierte zum Katalysator für ihre jeweilige weltanschauliche Gesinnung. Ihre kulturellen Lenkungsmaßnahmen richteten sich an unterschiedliche Zielgruppen, von der Fachöffentlichkeit bis zur breiten Bevölkerung. Dabei stießen sie auf lokale Traditionen, Interessen und Netzwerke, welche den Kulturtransfer und die Konflikte des Kalten Krieges für ihr eigenes professionelles Fortkommen nutzten.