Gemeinsam mit der Sammlung Würth präsentieren die Staatlichen Museen zu Berlin in der Wandelhalle der Gemäldegalerie „The Last Judgement Sculpture“, ein Hauptwerk des britischen Künstlers Anthony Caro (1924–2013). Die monumentale, 25-teilige Installation bildet in unmittelbarer Nähe zu den Alten Meistern ein raumgreifendes Ensemble zum übergreifenden Thema „Jüngstes Gericht“.
Seit Mitte des 17. Jahrhunderts wird das Thema „Jüngstes Gericht“ nur noch selten in der bildenden Kunst aufgegriffen. Zahlreiche Bilder, Skulpturen und Reliefs aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit zeugen jedoch von der einstigen Popularität dieses Bildgegenstands. Zu welcher künstlerischen Reife diese Darstellungen gelangten, lässt sich in der Gemäldegalerie eindrucksvoll betrachten, birgt die Sammlung doch herausragende malerische Visionen der Alten Meister. In unmittelbarer Nähe dieser Werke haben die Besucher*innen ab dem 20. Dezember 2019 die Gelegenheit, mit „The Last Judgement Sculpture“ einen kunsthistorischen Zeitensprung zu wagen: In der Wandelhalle können sie erleben, auf welch unvergleichliche Weise der britische Bildhauer Anthony Caro das „Jüngste Gericht“ gestaltet hat.
Für „The Last Judgement Sculpture“ entwickelte Sir Anthony Caro in den Jahren 1995 bis 1999 eine ganz eigene skulpturale Sprache, die zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit changiert. Die Skulpturen aus Steingut, Holz, Stahl, Messing und Beton bilden ein raumgreifendes Ensemble zum übergreifenden Thema „Jüngstes Gericht“. Doch mit jeder einzelnen Figur spannen sich weitere Motivfelder auf. Caro schöpfte sie aus biblischen Texten und der antiken Mythologie, aus den Traditionen der modernen Literatur und der bildenden Kunst.
„The Last Judgement Sculpture“ verdankt sich jedoch nicht allein der Auseinandersetzung des Bildhauers mit der Kunst- und Kulturgeschichte. Während die meisten seiner Arbeiten ein Loblied auf das Leben in der Sprache der Skulptur seien, so Caro, sei das „Jüngste Gericht“ „ein Kommentar zu gesellschaftlichen und politischen Verhaltensweisen“. Als Triebfeder für die Erschaffung nannte Caro die gewalttätigen Konflikte des 20. Jahrhunderts, insbesondere die Kriegsverbrechen im Kontext der Balkankriege in den 1990er-Jahren.
Anthony Caro zählt zu den bedeutendsten Bildhauern der Moderne. Zu Beginn seiner Karriere schuf der Schüler Henry Moores figurative Werke. Ab den frühen 1960er-Jahren wurde er zu einem führendenden Vertreter der abstrakten Bildhauerei. Fundamental für diesen Richtungswechsel waren die Begegnung mit anderen Künstlern wie etwa David Smith sowie der Kontakt zum US-amerikanischen Kunstkritiker Clement Greenberg.
Bereits die Entstehung von „The Last Judgement Sculpture“ wurde durch den Sammler Reinhold Würth eng begleitet. Bei einem Atelierbesuch überzeugte ihn das Projekt in der Modellphase und er bat Anthony Caro, den er „für den wichtigsten britischen Bildhauer seit Henry Moore“ hält, das Ensemble für die Sammlung Würth zu realisieren. Unmittelbar nach Fertigstellung wurde das Werk erstmals 1999 auf der Biennale in Venedig der Öffentlichkeit präsentiert.