Der im März 2019 eröffnete Erweiterungsbau des Museum Franz Gertsch bleibt nach wie vor seinem Namensgeber vorbehalten. Neben der Werkgruppe der Vier Jahreszeiten (2007–11) sind die Gemälde «Pestwurz» (2014/15) und «Meer» (2016/17) sowie die Holzschnitte «Silvia» (2001/02), «Winter» (2016) und «Sommer» (2017) von Franz Gertsch zu sehen.
In Raum 1 des Ursprungsbaus werden weitere Arbeiten des Künstlers gezeigt – dort erlebt zudem noch ein neues Werk seine Weltpremiere. Es handelt sich dabei um ein Gemälde, das an die Serie «Gräser I–IV» (1995–99) aus der Sammlung des Museum Franz Gertsch anschliesst.
Mit «Gräser I» (1995/96) nahm Franz Gertsch nach einer knapp zehnjährigen ausschliesslichen Beschäftigung mit dem Holzschnitt die Malerei wieder auf. Es zeigt in starker Vergrösserung einen Abschnitt des schilfartigen Grases (Waldzwenke) aus seinem Garten in Rüschegg. Der Künstler begann mit diesem Gemälde, sich von der fotorealistischen Malweise zu entfernen, mit der er in den 1970er-Jahren international bekannt geworden war. Die weiteren Gemälde beziehen sich auf dieses «Mutterbild», nehmen von ihm ihren Ausgang. Gertsch verfolgt in dieser Serie einen konzeptuellen Umgang mit der eigenen Malerei, indem er das erste Gemälde wieder aufgreift, vergrössert und mit Ausschnitten und Belichtungen spielt.
In seinem Spätwerk, in dem Franz Gertsch nicht nach neuen Themen sucht, sondern seine bereits bearbeiteten und bekannten Motive variiert und vertieft, wendet er sich nun auch nochmals diesen Gräsern zu. Im Format von «Gräser I» entstand «Gräser V» (2018), über das der Künstler während der Entstehung sagte, dass es sich wie von selbst male. Anders als bei den vorherigen Gräsern begann Gertsch hier mit dem dunklen Hintergrund und malte anschliessend lustvoll Halm um Halm in facettenreichen Grüntönen. Er erreichte dabei eine neue Freiheit in der Ausführung.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Anna Wesle in Zusammenarbeit mit dem Künstler.