Das Kunstmuseum Liechtenstein widmet der in Amsterdam lebenden Künstlerin Nora Turato (*1991 in Zagreb, Kroatien) die erste umfassende Museumsausstellung. Turato beschäftigt sich über ihr Smartphone täglich mit der online zirkulierenden Texthysterie. In rasanter Geschwindigkeit lösen sich Neuigkeiten ab: in der Werbung, Presse, Literatur, Film, Musik und den sozialen Medien. Sie greift punktuell Inhalte auf und überführt diese in ihr Skript. Sie verarbeitet Bedeutung, Klang und die medienspezifisch eingesetzten Stilmittel. Und sie schreibt die sich angeeigneten Passagen zu eindringlichen Narrativen um. Auf deren Grundlage entstehen Künstlerbücher, Rauminstallationen, Wandarbeiten, Videos, Audios und Spoken-Word-Performances.
Die transportierten Inhalte reichen von Wackaging-Zitaten (der direkten Ansprache des Konsumenten auf Nahrungsmittelpackungen) über wissenschaftliche Studien zu Filmdialogen und Auszügen aus Kommentarspalten. Verhandelt werden Rollenbilder sowie unser Verhältnis zu Konsumgütern, politischen oder kulturellen Sichtweisen. Dies gehe nicht ohne Ironie, wenn Zen-Aphorismen im Kapitalismus gleichbehandelt werden wie die Joghurt bewerbenden Kardashians, erklärt die Künstlerin.
In der Ausstellung überlagern sich phonetische, semantische und bildhafte Qualitäten der Werke. Zum aufgebrachten Bild-Text-Verhältnis kommen die Gesten und Verkörperungen in den Performances hinzu. Die Räume bestehen aus modularen Elementen, die sich zu jeder Performance verändern. Es entsteht eine vergängliche Geschichte über die gesamte Ausstellungsdauer, die kunsthistorische Errungenschaften des 20. Jahrhunderts einbindet und neue Fragen zu unserem Umgang mit Sprache stellt.
Nora Turato. explained away ist die siebte Ausstellung einer Reihe, in der herausragende jüngere Künstlerpositionen vorgestellt werden. In die Präsentation integriert sind Werke aus der Sammlung des Kunstmuseum Liechtenstein.
Die in Zusammenarbeit mit Nora Turato konzipierte Ausstellung ist eine Produktion des Kunstmuseum Liechtenstein, kuratiert von Fabian Flückiger. Begleitend erscheint eine monografische Publikation sowie eine Künstleredition. Die Ausstellung wird durch den Mondriaan Fund unterstützt.