Die Buchmann Galerie freut sich, eine Ausstellung mit neuen Bildern des französischen Künstlers Jean Charles Blais (*1956 in Nantes) anzukündigen.
Jean Charles Blais trat Anfang der 1980er-Jahre als Mitglied von Figuration Libre in Erscheinung, ein Kreis französischer Maler, die wie viele andere junge Künstler gegen die etablierte Kunst ihrer Zeit rebellierten. Gruppen wie die Transavanguardia in Italien und die Neoexpressionisten in Deutschland oder die Street-Art-Szene in Downtown Manhattan setzten sich zum Ziel, die Kunst aus dem Elfenbeinturm des institutionalisierten Kunstbetriebs zu befreien, die sich im Jahrzehnt zuvor mit Konzeptkunst und Formalismus gebildet hatten. „Meine Arbeit basiert auf einem großen Vertrauen in den Malprozess.“
In den neuen Bildern von Jean Charles Blais entsteht aus diesem Prozess eine taktile Wahrnehmungserfahrung. Seine „Leinwände“ aus Schichten abgerissener Plakatwände sind Spiegel seiner Techniken und Experimentierfreudigkeit. Auf diesen beschädigten, eingerissenen und unebenen Untergründen interagiert jedes visuelle Element mit der Oberfläche auf eine Weise, die spontane Impastos, gestische Farbausbrüche oder eine Linie hervorbringt und sich jeder Definition verschließt.
Nach einer Periode, in der er das Figürliche fast bis hin zur Abstraktion reduzierte, ist Jean Charles Blais um 2010 wieder zur figurativen Malerei zurückgekehrt. Auf seiner letzten Ausstellung in der Buchmann Galerie 2016 präsentierte der Künstler Arbeiten, die von einem wieder erwachten Interesse an der menschlichen Figur zeugen und in denen er die Körperlichkeit in einer skulpturhaften, säulenartigen Ausführung erforschte.
Die in der Ausstellung präsentierten Arbeiten setzen diesen Ansatz fort und entwickeln dabei eine neuartige Bildsprache. Thematisch verortet der Künstler im Verständnis von Überlagerung eine paradoxe Ambivalenz – ihr „sein und nicht sein“ – und sieht darin einen visuellen, emotionalen und zutiefst ironischen Diskurs über die Natur des menschliche Abbildes und der symbolischen Bedeutung, die es vermittelt.
Diese neuen Bilder zeichnen sich durch eine reduzierte Farbpalette aus – schwarze und blaue Flächen dominieren auf dem Malgrund, ihr Kontrast erzeugt einen starken visuellen und psychologischen Effekt. Die Dynamik der Komposition wird durch vertikale Bewegungen schwarzer Flächen erzeugt, die vom unteren Rand der Kompositionen aufsteigen – zusätzlich betont durch die in die schwarze Farbe eingekratzten Linien, mit denen der Künstler die Gestalt der Figuren aus der schwarzen Masse herausformt. Die Figuren sind statisch, als ob sie in jener düsteren Abstraktion gefangen wären, die sie erzeugt hat und die sie nun wieder zu verschlingen droht, sie zurückreißt in das Nicht-Reale. Aber wie real waren sie überhaupt?
„Es liegt in der Natur von Bildern, zwischen uns und die Realität zu schlüpfen“, so der Künstler. „Wir leben nach kulturellen Normen, die uns dazu ermutigen, den Körper wie ein Bild zu behandeln, und diese Trennung zwischen dem Selbst und dem Bild erzeugt einen Raum, der sich nur schwer kontrollieren lässt – er befindet sich in einem ständigem Fluss.“
Diese Trennung von Selbst und Bild, das zentrale Thema der Arbeiten, wird durch das Element des Smartphones vermittelt – ein zentrales ikonografisches Motiv trauriger Selbstentfremdung, das sich durch den gesamten Zyklus zieht. Die Displays von Smartphones wirken als zutiefst ironische Porträts. Die Figuren in den Malereien und Gouachen entfernen sich sowohl physisch als auch symbolisch. Sie wenden uns den Rücken zu und verbergen jegliche persönliche, erkennbare Eigenschaft. Für den Betrachter wird lediglich das Bild eines schwarzen Displays ihrer Telefone sichtbar – ein abstraktes und zynisches Porträt des Menschen in heutiger Zeit.
Zuletzt waren Arbeiten von Jean Charles Blais zu sehen im Cabinet d’art graphique, Centre Georges Pompidou Paris, der Pinakothek der Moderne München, dem Musée d’art moderne et d’art contemporain in Nizza, dem CAPC Musée d’art contemporain in Bordeaux und dem Musée Picasso in Antibes.
Werke des Künstlers befinden sich in verschiedenen bedeutenden Sammlungen, unter anderem dem Museum of Modern Art in New York, dem Centre Pompidou in Paris und der Tate Gallery in London sowie im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien, dem Carré d’Art in Nîmes, der CAPC in Bordeaux, dem Stedelijk Museum in Amsterdam und dem Musée National in Monaco.