Die titelgebenden Arbeiten der Ausstellung widmen sich dem Phänomen des Regens. In Vorstudien und formalen Annäherungen setzt sich Herbert Brandl mit impulsgebenden Fotografien auseinander und studiert eingehend die Lichtregie und Dynamik des fallenden Wassers. Das präzise Ergebnis sind kleinformatige und atmosphärisch verdichtete Arbeiten, die die Koordinaten des „Lichtraums“ und die Gegenbewegung der aufprallenden Regentropfen feinsinnig einfangen. Ergänzt werden diese naturbezogenen Strukturen durch das Sujet der Landschaft, das sich bei Brandl seit den frühen 1980er Jahren im Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Figuration bewegt. Diese Arbeiten greifen Details aus dem Garten des Malers auf: Subtil ausgeleuchtete Wiesenstücke reihen sich hier an flächenfüllende Details eines Heckenstücks oder die Nahsicht einer monumentalen Pinie, welche auf der hochformatigen Leinwand mit dynamischem Pinselduktus in atmosphärische Einzeleindrücke zergliedert wird.
Bemerkenswert erscheint vor allem jene Werkgruppe, die aus neu geschaffenen Leinwandbildern mittleren Formats besteht und eine kraftvoll leuchtende, neue Bildsprache im Œuvre des sechzigjährigen Herbert Brandl ankündigt. Ohne jegliche gegenständliche Referenz setzen sich die farbintensiven Arbeiten sichtbar von früheren Werkphasen ab und zeugen von einem analytischen Interesse an feinteiligen Farbverläufen und Texturen. Die gestisch und pastos angelegten, jeweils in einem einzigen Durchgang komplettierten Bilder verdeutlichen aber auch die unglaubliche Geschwindigkeit und Energie im Arbeitsprozess Brandls, der diesen Farbenrausch mit Spachtel und Malmesser auf der Bildoberfläche arrangiert.
Ein weiteres Augenmerk der Ausstellung liegt auf den neuen Plastiken des Künstlers: Erstmals verlagert Brandl das bis dato ausschließlich in Monotypien und Ölgemälden verhandelte Thema des Kristalls in den dreidimensionalen Raum und präsentiert zwei Aluminiumabgüsse als formal antagonistisches Duo. Dabei ruft die Verwendung der Kristalle autobiographische Bezüge wach: Die Vorlagen für die digital vergrößerten Plastiken der Bergkristalle stammen aus Brandls eigener Sammlung. Gleichzeitig lässt sich die monolithische Erscheinung der in sich geschlossenen Kristallformation auch metaphorisch deuten und kann anlässlich dieser Schau durchaus als sinnbildlicher Abschluss und Komplettierung einer künstlerischen Werkphase sowie als energetischer Aufbruch ins Neue verstanden werden.