Aufgewachsen mit einem Kunstlehrer und Keramiker zum Vater, ist das Machen von Kunst schon von Beginn an fester Bestandsteil des Lebens von Zachary Armstrong. Nachdem er sich dazu entscheidet, hauptberuflich als Künstler zu arbeiten, stellen sich die ersten Erfolge bezeichnenderweise mit dem Aufarbeiten alter Kinderzeichnungen ein. Dabei nimmt Armstrong genau das zum Ausgangspunkt seiner Kunst, was bereits manche Künstler der Moderne wie Kandinsky oder Picasso fasziniert hat: die als schöpferisch und ursprünglich interpretierte Bildproduktion eines Kindes. Armstrong gelingt es, essentielle Elemente dieser Zeichnungen aufzugreifen, im Wiederholungsprozess umzuwandeln und daraus schließlich neue Bildwelten entstehen zu lassen.
Speziell an seiner Auseinandersetzung mit den Kinderzeichnungen ist, dass den Malereien ihr Entstehungsprozess noch innezuwohnen scheint. Nicht zuletzt ist die Wahl einer besonderen Technik entscheidend für diese Wirkung. Während sich bei vielen Gemälden das Gesehene von seiner physikalischen Beschaffenheit freisetzt, verleiht Armstrong durch die Technik der Enkaustik seiner Malerei die besondere Qualität, das abgebildete Motiv und das abbildende Material in einer unauflösbaren Monade zu verschmelzen. So spricht er sogar vom „Bauen“ der Gemälde, wenn die Arbeit mit dem pigmentierten Wachs auf einen teils blockartigen Bildaufbau trifft. Doch selbst in diesen strukturierten Arbeiten bietet sich dem Auge kaum Orientierung, geschweige denn ein deutlicher Fokus. Stattdessen werden Armstrongs Kompositionen zunehmend dezentralisiert und fordern eine ständige Bewegung der Pupille heraus.
Eine ähnliche Reaktion lösen die weißen Streifen auf den jüngsten Werken des Künstlers aus, verstärkt noch durch die schier endlose Aneinanderreihung der sich rezitierenden Elemente. Aus Wiederholungen von Bildern und Schriftzügen bildet sich somit ein reichhaltiges und zugleich eigensinniges Bild-Wort-Vokabular, sodass auch die Malereien untereinander in einen engen Dialog treten. Für die Betrachter*innen jedoch bleiben ihre Botschaften rätselhaft vage. In kodierter Form scheinen die Arbeiten etwas über die Person erzählen zu wollen, die sie geschaffen hat. So steht beispielsweise der Schriftzug „KEYDOSZIUS“ für den Mädchennamen Armstrongs Mutter, der in einem der ausgestellten Werke intensiv mit einer kunsthistorischen Mutter-Kind-Darstellung verknüpft wird. Weiter bindet sich das Logo von örtlichen Ladenschildern als Americana in die Bildgestaltung ein bis sich schließlich auf Armstrongs Malflächen ein komplexes Spiel aus Zitationen entspinnt. Aus globalen wie lokalen Zusammenhängen, gleichwertig nebeneinander platzierten Anspielungen von Hochkultur bis folkloristischen und kommerziellen Elementen, Wiederholungen eigener Arbeiten und Verweisen auf die eigene Identität formen Armstrongs Arbeiten den Spiegel eines Künstlers, der es in erster Linie um den Entstehungsprozess von Kunst geht.