Die Ausstellung mit Holzschnitten und einem Gemälde von Franz Gertsch erstreckt sich über die Räume 1 und 2 sowie das Kabinett und widmet sich dem Thema des Frauenporträts. Gezeigt werden Arbeiten aus verschiedenen Schaffensjahren.
„Johanna I“ (1983/84) ist das vorletzte in einer Reihe von Frauenporträts, die in den 1980er Jahren auf ein Selbstbildnis des Künstlers folgten. Dargestellt ist die damals etwa 20jährige Tochter eines mittlerweile verstorbenen Wiener Verlegers, Herausgebers und Kunstsammlers. Franz Gertsch befand sich hier auf der Höhe seiner fotorealistischen Phase. Die Silhouette der zart geschminkten jungen Frau mit dunkelblondem Haar erscheint vor einem neutralen Hintergrund. Johanna schaut den Betrachter leicht herausfordernd an. Die Perfektion ihrer Schönheit und diejenige der malerischen Ausführung verursachen ein Gefühl der Distanz und Unnahbarkeit. Anschliessend entstand „Johanna II“ (1985), heute in der Hess Collection im Napa Valley, Kalifornien. Nach diesen Meisterwerken sah sich der Künstler einem Problem gegenüber: Die Präzision der Ausführung und die beinahe atemberaubende Wirkung sowohl aus der Nähe wie auch aus der Distanz waren nicht mehr zu übertreffen. Franz Gertsch wagte den Schritt zu einem neuen künstlerischen Ausdruck: Er gab die Malerei für knapp zehn Jahre auf und widmete sich dem Holzschnitt.
Mitte der 1980er Jahre entwickelte er seine eigene Art des grossformatigen Farbholzschnitts, der sich in wesentlichen Punkten von seinem frühen Holzschnittwerk unterscheidet. Waren die frühen Holzschnitte im klassischen Schwarzlinienschnitt gehalten und arbeiteten also mit einem System aus schwarzen Umrisslinien, sind die späteren Holzschnitte durch ein System von so genannten „Lichtpunkten“ geprägt – die Darstellung des Motivs ergibt sich aus dem Zusammenspiel der hellen Stellen des Druckes. Zu Beginn dieser Phase bearbeitete der Künstler mehrere Platten für ein Sujet und druckte dann verschiedene Motiv- und Tonplatten übereinander, beispielsweise bei „Natascha IV“ (1987/88) und „Silvia“ (2001/02). Bei weiteren Holzschnitten, etwa „Dominique“ (1988), druckte er jeweils mit einer Platte eine Farbe.
Die Modelle für die Porträtholzschnitte, Dominique, Doris, Natascha und Silvia, waren junge Frauen in ihren frühen 20ern aus der Umgebung und Bekanntschaft von Franz Gertsch.
Mit „Maria“ (2001/02) zeigt das Museum Franz Gertsch zudem noch eine Frau am Wasser – die Vorlage zum liegenden Akt der Ehefrau des Künstlers entstand auf Guadeloupe am Strand. Es handelt sich um einen Holzschnitt, in dem die Elemente Frauenbildnis und Landschaft im Werk von Franz Gertsch erstmals zusammenkommen. Himmel und Erde, Sonne und Sand treffen sich im Moment des sonnenbeschienenen Körpers.