Bildende Kunst, Theater, Literatur und Performance – Jan Fabre (*1958, Antwerpen) ist ein Multitalent und sein künstlerisches Schaffen führt durch die unterschiedlichsten Disziplinen. Auf seiner stetigen Suche nach neuen Ausdrucksformen sowie dem vollkommenen Schönen stellt seine intensive Auseinandersetzung mit flämischen Altmeistern seiner Heimatstadt Antwerpen einen entscheidenden Ausgangspunkt dar.
Gemälde von Paul Peter Rubens dienten für die BIC Kugelschreiber-Zeichnungen aus den Serien „The Appearance and Disappearance of Antwerp / Bacchus / Christ“, die Fabre 2016 für die Eremitage in St. Petersburg geschaffen hat, ebenfalls als unmittelbare Inspirationsquelle. Der Schaffensprozess dieser Werke basierte auf der Verbindung von zwei seiner präferierten Gattungen, die der Performance und der Zeichnung. Wie in einer Theaterdarstellung lies Fabre die Körpersprache und Ästhetik der barocken Figuren von seinen Bühnenkünstlern interpretieren und hielt sie fotografisch fest. Die Abbildungen auf hochglänzendem Fotopapier wurden anschließend flächig mit Kugelschreiber überzeichnet, sodass sich die Körper in der dunkelblauen Farbe aufzulösen scheinen und je nach Blickwinkel aus der monochromen Fläche hervor- und wieder zurücktreten. Diesen optischen Effekt nutzte Fabre bereits seit den frühen 1980ern und etablierte für sich den BIC-Kugelschreiber als Zeichenmittel. Dabei fungierte nicht nur Papier als Untergrund, sondern auch ganze Architekturen (Schloss Tivoli) oder Objekte.
Die Zeichnungen aus den drei Serien mit Antwerpen, Bacchus und Christus waren bis zum Frühjahr diesen Jahres Teil von Fabres Ausstellung „Knight of Despair/ Warrior of Beauty“ in der Eremitage St. Petersburg und wurden im Rubens Raum zwischen den Altmeistergemälden präsentiert.
Unter dem Ausstellungstitel „The Appearance and Disappearance of Antwerp / Bacchus / Christ (2016) – Special creations for The State Hermitage Museum“ ist eine Auswahl dieser Arbeiten nun in München in der Galerie Klüser zu sehen. Die groß- und kleinformatigen Zeichnungen werden hier auf Wunsch des Künstlers zusammen mit Papierarbeiten aus der Sammlung Klüser ausgestellt. Thematisch verwandt, greifen die barocken Werke von van Dyck, Rembrandt, Tiepolo und anderen Altmeistern die Sujets von Fabres Werken auf und stellen eine Verbindung zu seinen zeitgenössischen BIC-Bildern her.