Wodurch definiert sich die gesellschaftliche Bedeutung der VIPs und wie steht eine Kunstinstitution dazu? Die koreanische Künstlerin Haegue Yang hat sich mit dieser Fragestellung befasst und VIP’s Union im Jahr 2001 konzipiert. Für die Realisierung von VIP’s Union im Kunsthaus Graz bat sie „very important persons“ aus Stadt und Land einen Stuhl oder Tisch ihrer Wahl als Leihgabe zur Verfügung zu stellen.
Dabei handelt es sich um Personen, die mit der Institution auf sehr unterschiedliche Weise in enger Beziehung stehen oder stehen werden. So haben etwa der Grazer Bürgermeister und der steirische Kulturlandesrat wie auch Mitglieder des Freundesvereins moderner und zeitgenössischer Kunst, des Kuratoriums, des Aufsichtsrats, mit dem Kunsthaus verbundene Künstler/innen und Kooperationspartner/innen Möbel zur Verfügung gestellt.
Auf diese Weise baut sich eine Art kollektives Porträt des Kunsthauses auf, das sich aus vielen einzelnen Elementen speist. Gemeinsam wird ein gleichsam abstraktes, aber auch sehr konkretes Bild der Kulturlandschaft von Graz und der Steiermark geschaffen.
Von der Künstlerin arrangiert, wird die Präsentation von VIP’s Union aus zwei Phasen bestehen. Zuerst, ab dem 22. Juni 2017, sind die Möbel im ganzen Haus zu sehen. Der „VIP Room“ transformiert sich in einen Raum, der nicht nur von einigen wenigen VIPs genutzt werden kann, sondern allen Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung steht.
In der zweiten Phase, vom 8. Februar bis 2. April 2018, bilden eine Ausstellung im Space02 und eine Katalog-Edition den Abschluss des Projekts. VIP’s Union in Graz steht mit früheren Präsentationen dieser Serie in Verbindung, die in Berlin, Bristol, Antwerpen, Bonn und Seoul realisiert wurden.
Das Werk von Haegue Yang untersucht die emotionale Kraft von Materialien: Ihre Arbeiten verwischen Zuschreibungen zwischen Moderne und Vormoderne. Sie agieren aus einem Vokabular visueller Abstraktion heraus, wo industrielle Produktion sich mit Handwerkskunst vereint. Yangs Arbeiten zeigen kontinuierliche Referenzen an Kunstgeschichte, Geschichte, Literatur und politischen Biografien und nutzen dabei versteckte soziale Strukturen, die immer wieder Formen unterschiedlicher Gemeinschaften evozieren und dabei auf wiederkehrende Themen wie Migration, postkoloniale Diaspora, erzwungenes Exil und soziale Mobilität verweisen.
Yangs Werke wurden bei bedeutenden Ausstellungen gezeigt, u. a. Lingering Nous, Centre Pompidou, Paris (2016); An Opaque Wind Park in Six Folds, Serralves Museum of Contemporary Art, Porto (2016); The Malady of Death: Écrire and Lire (commissioned by M+), Hong Kong (2015); Shooting the Elephant象 Thinking the Elephant, Leeum, Samsung Museum of Art, Seoul (2015); Come Shower or Shine, It Is Equally Blissful, Ullens Center for Contemporary Arts UCCA, Beijing (2015); Family of Equivocations, Museum of Modern and Contemporary Art, Strasbourg (2013); Accommodating the Epic Dispersion, Haus der Kunst, München (2012); Arrivals, Kunsthaus Bregenz (2011); Voice and Wind, New Museum, New York (2010); und Asymmetric Equality, REDCAT, Los Angeles (2008). Außerdem waren ihre Arbeiten Teil der 13. Biennale von Lyon (2015), der Sharjah Bienniale 12 (2015), der dOCUMENTA (13) in Kassel (2012), der 8. Gwangju Biennale in Südkorea (2010) sowie der 53. Biennale in Venedig (2009).