I realized that if I cut off all the identifiers – heads, hands, feet, etc. – I could create these beautiful abstract images out of the part of the photograph that was most compelling which, of course, was the explicit sex part.
(Betty Tompkins)
Erstmals zeigt der Kunstraum Innsbruck im Rahmen einer institutionellen Einzelausstellung Werke der amerikanischen Malerin Betty Tompkins (*1945) in Europa. 1969 begann die heute in New York lebende Künstlerin mit ihren großformatigen, fotorealistischen und detailgenauen Airbrush Bildern von Penetrationen und Masturbationen weiblicher Genitalien, die konsequenterweise drei dem Sujet entsprechende Betitelungen und fortlaufende Nummerierungen tragen: Fuck, Cunt oder Kiss Painting. Wie sie selbst sagte, bot das große Format die Möglichkeit, gleichzeitig Abstraktion zu erzielen und sexuelle Freizügigkeit zu erzeugen. Deswegen ließ sie fortan alles weg, was eine Zuordnung erlaubte, wie z. B. Köpfe, Hände oder Füße. 1973 wurden zwei ihrer Arbeiten dennoch bei der Einfuhr nach Frankreich vom Zoll beschlagnahmt (wie auch später 2005 in Japan). 2003 lud der New Yorker Kurator Robert Nickas sie auf die siebte Lyon Biennale ein und zeigte genau jene Bilder – die daraufhin noch im selben Jahr vom Centre Pompidou in Paris für seine Sammlung erworben wurden.
Auf Basis der pornografischen Bildthemen blieb das Werk weitestgehend von der Kritik und dem Kunstmarkt unbeachtet und erwarb erst 2003 durch die Ausstellung in Lyon den bis heute anwachsenden Ruf eines Geheimtipps, woraufhin erst 2016 das Brooklyn Art Museum in New York einen Ankauf tätigte. Dabei stehen die Werke, wie so viele Beispiele ihrer amerikanischen Kolleginnen und Kollegen, eben nicht nur für den generationenübergreifenden Aufbruch und die Rebellion gegen die sexuelle Unterdrückung und den Rassenhass der 1960er Jahre, sondern auch ganz profan für die Entdeckung und Anwendung neuer technischer Mittel und Wege in der Malerei. So hat Betty Tompkins Versuche mit Airbrush unternommen, mit Stempeln, Graphitpulver oder auch mit Fingerprints.
Eine Erfahrung ist für sie jedoch entscheidend geblieben: dass sie etwas Intimes in etwas Monumentales hat verwandeln können, so wie es normalerweise nicht zu sehen und zu erfahren ist ... und wie wir es auch nicht erwarten. Die Vorhaltungen zu entkräften, ihre Arbeiten seien schlüpfrig oder gar pornografisch, fällt daher der Künstlerin mit dem Hinweis auf deren abstrakte Momente leicht. Ausstellung ab 18 Jahre.