In einer umfassenden Ausstellung zeigt das Landesmuseum Zürich die über 1000- jährige Geschichte des Klosters Einsiedeln und seiner Wallfahrt. Das Kloster ist mit über 300 Objekten aus dem 9. bis 20. Jahrhundert der grösste Leihgeber der Schau. Viele Exponate verlassen die Klostermauern zum ersten Mal. Das Kloster Einsiedeln ist eines der bedeutendsten internationalen Pilgerziele. Von Meinrads bescheidener Klause um 860 bis zur heutigen barocken Klosterkirche durchlebte die Abtei zahlreiche Blütezeiten, aber auch Krisen. Im Laufe der über 1000-jährigen Geschichte suchten Millionen von Gläubigen die Pilgerstätte auf. Päpste, Kaiser, Könige, Bürgerinnen und Bürger bedachten das Kloster mit Privilegien, Geschenken und Spenden. Die in enger Zusammenarbeit mit dem Kloster Einsiedeln entstandene Ausstellung im Erweiterungsbau des Landesmuseum erzählt von der religiösen und politischen Geschichte, der Marienverehrung sowie von der bis heute andauernden Bedeutung des Klosters als Pilgerstätte.
Die Anfänge Einsiedelns als Kloster und Pilgerziel liegen im 9. Jahrhundert und gehen auf den heiligen Meinrad zurück. 861 soll er der Legende nach von zwei Räubern ermordet worden sein. An der Stätte seines Wirkens wird 934 ein Benediktinerkloster errichtet. Schon früh kann es auf ein bedeutendes Netzwerk zählen. Dank der Förderung durch Kaiser Otto I. entwickelt es sich zu einem überregionalen religiösen Zentrum. Die Kapelle – zu Ehren von Meinrad am Standort seiner ehemaligen Zelle errichtet – wird ab dem Hochmittelalter zu einem Wallfahrtsort. Dies vor allem dank der ab dem 12. Jahrhundert verkündeten Legende der Engelweihe. Demnach soll Christus persönlich die Kapelle geweiht haben. Die Legende gründet auf einer Papst Leo VIII. zugeschriebenen, aber gefälschten Urkunde. Ab dem 13. Jahrhundert wird die in der Kapelle stehende Figur der Muttergottes zum Ziel der Verehrung.
Hauptziel der Pilger ist das sogenannte Gnadenbild: Eine mit einem Umhang bekleidete Marienfigur mit Jesuskind, die Schwarze Madonna. Nicht nur gläubige Bürgerinnen und Bürger baten die Einsiedler Madonna um Schutz, Hilfe und Heilung, sondern auch der Adel aus den umliegenden Ländern fühlte sich dem Ort verbunden. Entsprechend zahlreich sind die Geschenke, Spenden und Votivgaben. Von einfacheren gemalten Votivtafeln bis hin zu punkvollen Goldkelchen werden die Gaben bis heute in Erinnerung an frühere Pilger aufbewahrt. So zählen etwa eine Krone von Erzherzog Maximilian III. oder ein blumenbestickter Teppich von Kaiser Leopold I., beide aus dem 17. Jahrhundert, zu den Kostbarkeiten. Auch zahlreiche Gewänder für die Maria finden sich unter den regelmässigen Schenkungen. Die Ausstellung präsentiert einen einmaligen Überblick von 17 Kleidern, vom ältesten erhaltenen Kleid – dem Engelweihekleid von 1685 – bis hin zu zeitgenössischen Schenkungen aus Korea und Indien.
Die Abtei überstand zahlreiche Brände und dank der Ausstrahlung des Pilgerortes auch mehrere Krisen. Die Folgen der französischen Revolution und der Helvetik führen zu den grössten Zäsuren in der Geschichte des Klosters. 1798 plünderten französische Truppen den heiligen Ort. Wertgegenstände wurden geraubt, Bilder sowie Mobiliar zerstört, Bücher eingestampft und die Pferde verschenkt. Auch die Gnadenkappelle wurde Stein für Stein abgebaut, um die Wallfahrt zu unterbinden. Dessen Heiligstes, das Gnadenbild, konnten die Mönche rechtzeitig in Sicherheit bringen. Nach dem Abzug der Franzosen kehrt das Gnadenbild 1803 nach Einsiedeln zurück – und mit ihm die Pilger. Als im 19. Jahrhundert europaweit eine neue Welle der Frömmigkeit einsetzte, begann auch für Einsiedeln eine neue Blütezeit. Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes war die Zeit der Massenwallfahrt gekommen: Um 1830 zog es jährlich rund 30‘000 Pilger nach Einsiedeln. Heute besuchen pro Jahr eine halbe Million Menschen Dorf und Kloster.
Die Szenografie der mit Filmdokumenten, Musik und Hörstationen angereicherten Ausstellung stammt von Holzer Kobler Architekturen Zürich.