Achim Duchow (1948-1993), Christof Kohlhöfer (*1942 lebt in Los Angeles), Memphis Schulze (1944-2008) – drei Künstler deren Wege in den 1970er Jahren eng verknüpft waren und die in der Zeit der späten Pop Art zwischen sozial-kritischem Geist, humorvollem Kommentar und freien und visionären Welten die Kunst lebten. Es war die Zeit, in der viele Kollaborationen stattfanden, so entstanden unter anderem viele gemeinsame Werke mit Sigmar Polke. Diese dichte und noch nicht gänzlich erfasste Zeit der 1970er Jahre wird derzeit in der Ausstellung Singular. Plural. Kollaborationen in der Post-Pop-Politik-Arena in der Kunsthalle Düsseldorf betrachtet (noch bis zum 1.10.2017). Die Ausstellung Broadway the Hard Way in der Setareh Gallery führt den Blick weiter und fokussiert sich auf die 1980er Jahre.
Das stilistisch breitgefächerte Werk von Achim Duchow besticht durch gleichermaßen sozialkritischem und beißendem humorvollen Blick auf die aktuellen Ereignisse und gesellschaftlichen Normen und Werte der Zeit. Er hinterfragt mit Hilfe von intelligent gewählten Bildstrategien wie Zitaten und Adaption sowie Verfremdung und Intertextualität und übt so einen scharfen Kommentar zur Gesellschaft aber auch zur Kunst aus. Auf seinen zahlreichen Reisen und während seines dreijährigen Aufenthaltes in Japan (1978-1981) erweist sich Duchow als Kosmopolit, der es in seinen Werken versteht das Fremde aufzuspüren und das Vertraute einer Kultur wiederzugeben. Achim Duchows Werke, die sich durch einen feinen Zeitgeist und Ironie auszeichnen, bestechen bis heute durch ihre Aktualität.
Fasziniert von der amerikanischen Nachkriegskultur verwendet Christof Kohlhöfer grafische Bildelemente aus der Welt des Comics, überlagert diese teils mit politischen Symbolen und schafft neue Bildzusammenhänge. Mit seinen Schablonen und Sprühdosen, die er bei den stationierten GI‘s entdeckt, bringt er jene Ästhetik in die Kunst. Nach einer Ausstellung 1976 bei der Galerie Oppenheim, Köln, nutzt Kohlhöfer die Chance: er wird von der Galeristin bar ausbezahlt, wirft seinen Atelierschlüssel in den Rhein und sitzt im nächsten Flugzeug nach New York. Dort schließt er sich der amerikanischen Kunstszene an. Seine collagenhaften Gemälde wirken teils beinahe karikativ und kommentieren intuitiv mit Witz. In seinen Werken zeigt er sich als Künstler nahe der Pop-Art, als ebenso subversiver wie kreativer Kopf. Es entstehen komplexe Bildwelten zwischen Banalität und Opulenz, zwischen Subkultur und hoher Kunst.
Ab Ende der 1960er Jahre begann Memphis Schulze einen durch Pop, Picabia und den rebellischen Geist der Zeit gebildeten Kunstbegriff in ein vielfältiges, respektloses und heute noch frisches Werk umzusetzen. Geboren als Jürgen Max Schulze legte er sich seinen Künstlernamen in Anlehnung an Chuck Berrys legendären Song Memphis Tennessee zu. Dank seinen gemalten Plattencover wurde Polke auf ihn aufmerksam und lud ihn zur einer Ausstellung nach Kiel ein.
In Memphis Schulzes vielschichtigen Werken finden sich die Insignien seiner Zeit wieder: Popkultur, Musik und eine revolutionäre Haltung. So treffen Figuren des Underground-Comics auf antike mythologische Helden, stehen sexy Damen neben romantischen Gestalten, trifft realistisch Gegenständliches auf strenge Abstraktion. Die Elemente stehen für sich, verbinden sich aber auch zu einem eigenen Kosmos und eröffnen dem Betrachter immer wieder neue Bildwelten und Ebenen.