Jean Fouquets Diptychon aus der Stiftskirche von Melun ist eines der Hauptwerke der französischen Malerei und der Kunst des 15. Jahrhunderts überhaupt. Sein ehemals linker Flügel mit dem Bildnis des Stifters Étienne Chevalier und dem hl. Stephanus befindet sich seit 1896 im Besitz der Gemäldegalerie, während der rechte, die Madonna darstellende Flügel seit dem frühen 19. Jahrhundert dem Museum für Schöne Künste in Antwerpen gehört. Hinzu kommt das im Louvre aufbewahrte Emailmedaillon mit dem Selbstbildnis des Künstlers, das einst den Rahmen des Diptychons schmückte.
Die von Stephan Kemperdick kuratierte Ausstellung wird in der Gemäldegalerie alle diese Fragmente nun erstmals seit 80 Jahren wieder zusammenführen und damit für kurze Zeit die verlorene Einheit eines großen Kunstwerks wiederherstellen. Die in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach geplante, aber nie realisierbare Wiedervereinigung der beiden großen, sehr gut erhaltenen Gemälde kann als eine Sensation gelten und wird ein ungewöhnliches ästhetisches Erlebnis werden.
Weitere ausgesuchte Objekte umreißen den künstlerischen Kontext des Malers und veranschaulichen seine künstlerischen Grundlagen. An erster Stelle steht dabei das Bildnis des Narren Gonella aus Wien, dessen Zuschreibung an Jean Fouquet seit 40 Jahren diskutiert wird. Es wird hier das erste Mal überhaupt neben gesicherten Hauptwerken Fouquets zu sehen sein. Weiter ist die lebensgroße Bildniszeichnung des Guillaume Jouvenel des Ursins zu nennen, das einzige erhaltene Blatt, das Fouquet fraglos zugeschrieben werden kann. Hinzu kommt seine nur in Kopie erhaltene Porträtzeichnung der Agnes Sorel, der Geliebten des französischen Königs, deren Züge man in der Madonna des Diptychons erkennen will. Weitere Gemälde von Jan van Eyck, Petrus Christus und Rogier van der Weyden sowie Zeichnungen von Benozzo Gozzoli und Barthélemy d’Eyck werden dazu die für Fouquet grundlegende niederländische Porträtmalerei seiner Zeit sowie seine möglichen italienischen Anregungen repräsentieren.