In Jon Rafmans erster Einzelausstellung bei Sprüth Magers präsentiert die Galerie Dream Journal 2016-2017. Für die letzte Episode dieser fortlaufenden Video-Serie hat der Künstler eine immersive Videoinstallation in den Räumen der Berliner Galerie geschaffen. Rafman ist bekannt für seine interdisziplinäre künstlerische Praxis, die Fotografie, Skulptur, Video, Virtual Reality und Installation umfasst. In seiner Arbeit beschäftigt sich der Künstler mit den Auswirkungen von Technologie auf das zeitgenössische Bewusstsein. Er macht vom reichen Wortschatz des Internets Gebrauch, um poetische Narrative zu schreiben, die sich kritisch mit der Gegenwart auseinandersetzen.
Dream Journal 2016-2017 wurde im Laufe des letzten Jahres bereits in Sequenzen über den Instagram-Feed des Künstlers veröffentlicht. Die einstündige Reihe offener Narrative wurde mittels einer für Laien programmierten CG Animations-Software kreiert. In dem Video machen sich zwei Frauen auf eine dantische Reise durch befremdliche Landschaften und fantastische Räume und begegnen dabei wiederholt einigen Charakteren, die eine Mischform zwischen Mensch, Monster und Tier sind. Unbewusste Phantasien können sich in den virtuellen Welten, als urzeitliche, libidinöse Begegnungen in einer Reihe von surrealen Sequenzen entfalten. Die begleitende Filmmusik stammt von den experimentellen Elektro-Musikern Oneohtrix Point Never und James Ferraro.
Vervollständigt wird die Video-Installation von einem weichen Shaggy-Teppich und skulpturalen Liegestühlen. Die Sitzgelegenheiten sind mit zahlreichen überlagernden Schichten von Polyurethanschaum überzogen und greifen in ihrer Form die menschliche Statur auf. Die Oberflächen wirken zugleich fein und abstoßend. Rafman lässt so einen Schwellenraum entstehen, der den Zugang zum kollektiven Gedächtnis des Internets erleichtert.
Jon Rafman (*1981 in Montreal, Kanada) studierte Philosophie und Literatur an der McGill University. Rafman untersucht das Verhältnis von Technologie und Subjektivität. Jüngste Einzelausstellungen umfassen I Have Ten Thousand Compound Eyes and Each is Named Suffering am Stedelijk Museum, Amsterdam (2016), Westfälischer Kunstverein, Münster (2016), Musée d'art Contemporain de Montréal (2015) und The Zabludowicz Collection, London (2015). Rafmans Arbeiten waren in bedeutenden internationalen Gruppenaustellungen vertreten, darunter Suspended Animation, Les Abattoirs, Toulouse (2017), Berlin Biennale 9 (2016), Manifesta Biennale für Europäische Kunst 11 (2016), The Future of Memory, Kunsthalle Wien (2015), Speculations on Anonymous Materials, Fridericianum, Kassel (2015) und Biennale de Lyon (2015). Vor kurzem schuf er ein Video für eine Inszenierung von Albert Ginasteras Oper Bomarzo am Teatro Real in Madrid (2017).