War Hans Glauber ein Künstler? In Südtirol – und darüber hinaus – war er mit seinem Einsatz für ökologische Fragen den meisten ein Begriff.Das Museion – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst und die Galerie Prisma des Südtiroler Künstlerbunds zeigen Kunst von Hans Glauber. Das Museion gibt in der Studiensammlung mit zirka. 50 Papierarbeiten aus seiner Sammlung einen Überblick über Glaubers Oeuvre als Ganzes. Die Galerie Prisma zeigt dreizehn großformatige Fotoarbeiten, die ebenfalls aus dem Bestand des Museion stammen.
In Südtirol – und darüber hinaus – war Glauber mit seinem Einsatz für ökologische Fragen den meisten ein Begriff. Dabei arbeitet der 1933 in Innichen geborene und 2008 in Bozen gestorbene Glauber zwischen Mitte der 60er und Mitte der 70er Jahre intensiv als Foto-Künstler und stellt in zahlreichen namhaften Institutionen aus. Dabei kommt es zu zahlreichen Einzelausstellungen, etwa 1965 im Gewerbemuseum Zürich, 1969 in der Galerie nächst St. Stephan, 1972 im Museo de Bellas Artes in Santiago de Chile und im Kaiser-Wilhelm-Museum Krefeld, 1973 in der Kunsthalle Basel, 1974 im Joanneum Graz. Bedeutende Autoren setzen sich mit seinem Werk auseinander und schreiben über ihn, darunter Theodor W. Adorno, Umberto Eco, Siegfried Giedion und Peter Gorsen.
1939 übersiedelt die Familie Glauber von Toblach, wo der Vater die Radio-Fabrik „Unda“ leitet, nach Como. Hans Glauber studiert an der privaten Universität Bocconi Wirtschaft; als Künstler ist er Autodidakt. Ab 1959 lebt Glauber in Frankfurt, wo er als Wirtschaftsstatistiker für Olivetti arbeitet und Vorlesungen bei Theodor W. Adorno und Max Horkheimer besucht. Vor allem den ästhetischen und gesellschaftskritischen Überlegungen Adornos fühlt sich Glauber sehr verbunden.
In den Jahren 1963 bis 1973 entstehen rund 150 Fotoarbeiten unter dem Titel „Aus der mechanischen Stadt“. Die Bilder stellen faszinierende und zugleich bedrohliche architektonische und urbane Visionen eines von der Technik determinierten Lebens dar. Man kann Glaubers Werke interpretieren als eine- im Geiste Adornos und Horkheimers erfolgende – Darstellung einer immer menschenfeindlicher werdenden Welt.
Glaubers Oeuvre besteht aus rund 100 Fotoarbeiten und rund 50 Siebdrucken und. Lithografien, die ebenfalls auf fotografischen Vorlagen beruhen. Glaubers Arbeiten gehen von Fotografien der Mechanik von Schreib- und Rechenmaschinen wie sie Olivetti produziert aus. Diese Fotografien unterzieht er einem komplexen Prozess der Solarisation, des Umkopierens und der Collage. Glaubers Fotografie bildet also Dinge nicht im Sinne eines Abfotografierens ab, sondern lässt seine Bildwelten während der Konstruktion erst entstehen.
Glaubers Arbeiten werden zwischen Mitte der 1960er und Mitte der 80er Jahre in verschiedenen Kontexten präsentiert und rezipiert: als bildende Kunst im Allgemeinen und als Fotokunst im Speziellen, aber auch als Auseinandersetzung mit Architektur und Urbanistik.
Im Lauf der 70er Jahre versiegt Glaubers künstlerische Produktion und er wendet sich als Lehrbeauftragter der Universität Gießen der Lehre zu: eine zentrale Rolle spielt dabei das Verhältnis von Kunst und gesellschaftlicher Utopie. Während er seine Kunst als distanzierte Kritik an den bestehenden Verhältnissen sieht, setzt sich Glauber seit den 80er Jahren konkret mit ökologischen Fragen im weitesten Sinn auseinander. 1986 gründet er zusammen mit Stefan Lausch das Ökoinstitut Bozen, das dann die europaweit beachteten Toblacher Gespräche ausrichtet.
Anlässlich der Ausstellung erscheint die Publikation „Hans Glauber. Bilder aus der mechanischen Stadt“ bei Folio Verlag (Wien / Bozen).
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Am Donnerstag ist der Eintritt von 18 bis 22 Uhr frei. An diesem Tag bietet das Museion um 19 Uhr eine Gratisführung durch die