In der Renaissance und im Barock entstand die Tradition der Kunst- und Wunderkammer: Sammlungsräume, in denen kostbare Kunstwerke (Artificialia), seltene Naturalien (Naturalia), wissenschaftliche Instrumente (Scientifica), Objekte aus fremden Welten (Exotica) und unerklärliche Dinge (Mirabilia) aufbewahrt wurden. Sie spiegelten die damalige Weltanschauung und den Wissensstand wider.
Auch Berlin verfügte über eine Kunstkammer. Gegründet von Kurfürst Joachim II. (reg. 1535 bis 1571), im Dreißigjährigen Krieg fast vollständig zerstört, wurde sie von Kurfürst Friedrich Wilhelm neu aufgebaut und fand unter Friedrich III. ihren Standort im neu ausgebauten Stadtschloss. Heute sind die wenig erhaltenen Objekte auf verschiedene Museen verteilt, die – thematisch differenziert – die Nachfolge der Kunst- und Wunderkammer antreten.
Unsere Wunderkammer erweckt die Tradition der Kunst- und Wunderkammer in Berlin zu neuem Leben. Sie gibt einen Einblick in die Vergangenheit und schafft das, was sie schon vor 200–500 Jahren konnte: Den Besucher in Staunen zu versetzen – ob durch das sagenumwobene Einhorn, das heute vom Kenner als Stoßzahn des Narwales entlarvt wird, einen lichtdurchfluteten Bernsteinspiegel, gefertigt aus dem „Gold des Nordens“, den Kokosnuß-Pokal aus dem Besitz von Alexander von Humboldt mit Darstellungen brasilianischer Kannibalen, Präparate eines Nilkrokodils oder eines Riesenturakos oder Kabinettmöbel, die nur dem neugierigen Betrachter seine Geheimnisse offenbaren.
Die Qualität der Objekte ist einzigartig und macht die Wunderkammer Olbricht mit ihren über 200 Exponaten aus Renaissance und Barock, die in zwei permanent installierten Räumen zu sehen sind, zu einer der bedeutendsten Privatsammlungen ihrer Art.