In seiner zweiten Einzelausstellung mit Circle Culture in Berlin, „Nullmethode“, zeigt Lennart Grau Werke aus dem aktuellen Schaffensprozess. In der ihm eigenen Malweise, einem großzügigen, marmorierenden Farbauftrag, in dem sich die figürlichen Sujets förmlich auflösen, schildert Lennart Grau Szenen des Reisens und des unbeschwerten Vergnügens.
Die Protagonisten in Graus aktuellen Werken haben ihren Alltag für eine Weile hinter sich gelassen: Vor angedeuteten Landschaften erscheinen sie unterwegs mit bunten Rucksäcken auf dem Rücken, um eine Wanderung zu unternehmen, einen Berg zu besteigen oder um die Nacht im Freien zu verbringen. Andere vergnügen sich bei einem Bad im kühlen Nass, lassen sich von einem aufgeblasenen Schwimmtier tragen, oder setzen zum Sprung ins Wasser an. Die Bilder stehen in gewisser Weise in Kontrast zu Werken früherer Serien, die in provokant-kitschigen Landschaftsmotiven, üppigen Stillleben oder Porträts von Herrschern und Helden in überzeichneten Posen und mit prunkvollem Interieur von Reichtum, Macht und Überfluss erzählen. Dagegen vermitteln die neuen Arbeiten eine gewisse Introvertiertheit. Die Dargestellten wirken in sich zurückgezogen, sie wenden sich vom Betrachter ab, um den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, nach dem Weg zu suchen oder um sich ihrem Tun zu widmen. Statt sich mit prunkvollen Dingen zu umgeben, haben sie nur das Nötigste bei sich, oder sie haben sich ganz von ihrer Kleidung befreit, um sich – auch buchstäblich – fallen zu lassen.
Ein wiederkehrender Bezugspunkt im Werk Graus ist die Frage nach den Begehren unserer Gesellschaft. Während er in früheren Arbeiten das Streben nach Wohlstand, Überlegenheit und Anerkennung offenlegte, thematisieren die neuen Arbeiten die Abkehr vom Überfluss und fokussieren Bedürfnisse wie Freiheit, Zwanglosigkeit, Selbstverwirklichung und Naturnähe.