Zur Berlin Art Week präsentiert Riva di Morcote Fine Arts die Ausstellung Gerhard Richter: Farbfelder und Strips. Die gezeigten Arbeiten reichen von frühen über neuere Farbquadrate bis hin zu Streifenbildern der letzten Jahre.
Im Jahr 2007 wurde das neue, von Gerhard Richter geschaffene Fenster im Südquerhaus des Kölner Doms enthüllt. Das allein schon durch seine Größe beeindruckende, in gotisches Maßwerk eingelassene Fenster besteht aus mehr als 11.000 farbigen Glasquadraten. Es ist das Ergebnis eines langen Findungsprozesses und begründet sich auf Richters Farbfeld-Bildern der 1960er- und 1970er-Jahre.
Die ersten – an Farbmusterkarten aus Malerfachgeschäften angelehnten – Arbeiten zeigen Weiß umrandete Farbfelder. Im Laufe der Zeit wurde die Gitterstruktur auf das Wesentliche reduziert, bis letztlich Farbfeld an Farbfeld anlag, ohne von einem weißen Steg unterbrochen zu werden. Die Komposition der Farben wurde durch das Zufallsprinzip bestimmt. Mit 9 Farben aus dem Jahr 1973 findet sich ein Beispiel dieser frühen Arbeiten in unserer Ausstellung. An dieser in Lackfarbe ausgeführten Arbeit lässt sich noch die malerische Qualität dieser frühen Werke ablesen.
Richter gelang es, aus dem reichen Fundus seiner malerischen Vergangenheit zu schöpfen und seine Ideen für die Zukunft weiterzuentwickeln. Die durch den Auftrag zur Gestaltung des Fensters für den Kölner Dom angeregte neuerliche Beschäftigung mit diesem Thema, führte zu einer Reihe quadratischer Farbtafeln unterschiedlichster Größe, die von Kombinationen von vier bis hin zu 4.900 Farbfeldern reichen. War der BiIdträger der frühen Arbeiten hauptsächlich Leinwand, so sind diese aktuelleren Werke in Lack auf Alu-Dibond ausgeführt. In unserer Ausstellung sind auch hierfür Beispiele, unter anderem mehrere Quattro Colori aus dem Jahr 2008, zu sehen.
Als eine Art Fortführung der Farbfelder, zeigen wir in unseren Räumen auch eine Auswahl von Gerhard Richters Strips. Diese Arbeiten haben eine völlig andere Entstehungsgeschichte als die Farbfelder. Ihre Farbzusammensetzung wurde nicht dem Zufall überlassen, stattdessen beruhen sie ausnahmslos auf Ausschnitten von Abstraktes Bild 724-4. Dieses Gemälde aus dem Jahr 1990 diente, unter anderem, zunächst als Vorlage für die 2009 entstandenen Wandteppiche Musa, Yussuf, Iblan und Abdu, für deren Design Teile des Gemäldes am Computer gedreht, gespiegelt und vervielfacht wurden.
Auf diese Idee baut das Buch Patterns auf, das 2011 veröffentlicht wurde. Darin wurde das Thema weitergeführt, und es entstanden immer kleinteiligere, psychedelisch anmutende Muster. Die als Grundlage dienenden Bildaussschnitte wurden in ihrer Breite immer weiter reduziert, sodass sie schließlich in schlichten Streifen, oder Strips, resultierten.
Diese sehr sachlich anmutenden Arbeiten verlangen dem Betrachter viel ab. Durch das Zusammenspiel von Farbe und wechselnder Breite der Streifen wird ein Effekt erzielt, der die Linien vor und und zurück treten lässt und dem Auge keine Ruhe gönnt.
Im Gegensatz zu den Farbfeldern, die anfänglich eine malerische Struktur hatten, die schließlich von einer glatten Oberfläche ohne Pinselspuren abgelöst wurde, haben die Strips, die auf verschiedene Weise präsentierte, digitale Drucke sind, keinerlei Textur. In ihrer völlig unpersönlichen Neutralität laden sie uns ein, das Konzept und die Ausführung, kurz: den Malereibegriff, zu hinterfragen und neu zu definieren.