Überwachung ist nicht nur ein aktuelles Thema, sondern auch ein historisches Phänomen. Während die Schau Watching You, Watching Me die gegenwärtige Überwachung thematisiert, wendet sich die Ausstellung der Kunstbibliothek Das Feld hat Augen. Bilder des überwachenden Blicks der Geschichte zu und fragt nach dem besonderen Unbehagen, das religiös wie politisch motivierte Überwachung stets auslöste.
Anhand von 75 Druckgrafiken, Buchobjekten, Fotografien und optischen Apparaten wird eine Bild- und Kulturgeschichte des überwachenden Blicks vom 16. bis zum 20. Jahrhundert aufgefächert.
Vor den heutzutage allgegenwärtigen Kameras wurden Menschen durch andere Blicke kontrolliert: In der Epoche der Aufklärung wurden Staat und Gesetz mit einem allsehenden Auge symbolisiert, das für den klaren Blick der Vernunft stand. Den ikonografischen Ursprung solch säkularer Motive bildete das religiöse Symbol vom Auge Gottes. Dieses „Auge“, das alle Aktionen und Gedanken eines Christen überblickt, übte, als mystische unsichtbare Instanz, eine mächtige psychologische Wirkung auf die Gläubigen aus. Seien es Gott, Staat oder Technik – konstant bei dieser Genealogie bleibt der psychische Druck einer unüberprüfbaren Instanz.
Der Titel der Ausstellung geht auf einem anonymen Holzschnitt aus dem Jahr 1546 zurück – ein Bild, das aus entfernter Vergangenheit eine warnende Botschaft sendet: „Vorsicht, Ihr werdet gesehen, gehört!“